Ich erzähle Ihnen bestimmt nichts Neues, wenn ich Ihnen sage, dass wir in Zukunft in Deutschland einen vierten Mobilfunkprovider mit einer eigenen Infrastruktur haben werden. Bei dem neuen Markt-Player handelt es sich um die 1&1 Mobilfunk GmbH, welche diesen Monat wieder einen wichtigen Meilenstein beim Aufbau der eigenen Mobilfunkinfrastruktur erreicht hat.
Wie alles anfing
Doch fangen wir von vorne an. Im Jahr 2019 hat die 1&1 Mobilfunk GmbH (folgend 1&1 genannt), damals noch als Drillisch Netz AG bekannt, erstmals ein Mobilfunkspektrum mit dem Ziel ersteigert, ein eigenes Netzwerk aufzubauen und mit den alteingesessenen Providern in Konkurrenz zu treten. Nach zähen Verhandlungen wurde Anfang 2020 ein Roaming-Vertrag mit der Telefonica unterschrieben, worauf schlussendlich der Startschuss für die Planung der neuen Mobilfunkinfrastruktur von 1&1 folgte.
Mitte des Jahres wurde der nächste Meilenstein erreicht. Im August hat 1&1 ein Generalunternehmen für ihr zukünftiges Mobilfunknetz gefunden. Bei diesem handelt es sich um das japanische Unternehmen Rakuten. 1&1 hat sich zum Ziel gesetzt, ein hocheffizientes 5G-Mobilfunknetz aufzubauen, das auf einer zukunftsweisenden Technologie basiert. Um dieses Ziel zu erreichen, setzen 1&1 und Rakuten auf den neuen offenen Netzstandard Open RAN. Die Idee von Open RAN besteht darin, Hardware und Software voneinander zu trennen und herstellergebundene Schnittstellen durch offene zu ersetzen. Rakuten übernimmt dabei das Design, die Planung sowie den Aufbau und Betrieb des zukünftigen Mobilfunknetzes.
Am 27.10.2021 haben 1&1 und Rakuten zum ersten Mal öffentlich über dieses Projektvorhaben in der Webinar-Serie #5Gmasters, welche von VATM e. V. organisiert worden ist, gesprochen. In dem Webinar wurden die zukünftig genutzte Open-RAN-Architektur sowie der aktuelle Status und die Herausforderungen des Projekts erläutert. Dabei nannte 1&1 als eine der größten Herausforderungen die Identifizierung von möglichen Antennenstandorten sowie den Ausbau des Glasfasernetzes, welches zur Anbindung der Antennenstandorte benötigt wird.
Planungen werden konkreter
Zwei Monate später wurde der erste Schritt getan, um diese hervorgehobenen Herausforderungen zu lösen. Dazu hat 1&1 einen Vertrag mit der Vodafone-Funkturmgesellschaft Vantage Towers unterschrieben, welcher 1&1 den Zugang zu mindestens 3.800 Antennenstandorten bis zum Jahr 2025 in Deutschland ermöglicht. Die Anzahl der Antennenstandorte kann auf 5.000 erweitert werden. Der Vertrag gilt zunächst 20 Jahre, beinhaltet jedoch eine Option auf Verlängerung bis zum Jahr 2060. Dies bedeutet, dass an diesen bereits vorhandenen Antennenstandorten, beispielsweise auf Dächern oder Mobilfunkmasten, 5G-Antennen von 1&1 bis spätestens 2025 montiert werden können und dann dort mindestens 20 Jahre lang stehen bleiben. Vantage Towers übernimmt dabei die Bauvorbereitung sowie Montage der Antennen und kümmert sich um die entsprechenden Genehmigungsverfahren. [1]
Für 1&1 ist dies ein wichtiger Schritt beim Aufbau des eigenen Mobilfunknetzes, da die Auflagen aus der Frequenzauktion der Bundesnetzagentur besagen, dass bis Ende 2022 mindestens 1.000 eigene Basisstationen in Betrieb genommen werden müssen. Des Weiteren schreibt die Bundesnetzagentur vor, dass bis 2030 mindestens 50 Prozent der deutschen Haushalte mit Mobilfunk abzudecken sind. Laut 1&1 werden für diese Vorgabe mindestens 12.000 Antennenstandorte in rund 390 Städten benötigt und 1&1wird daher nicht darum herumkommen, auch eigene Antennenstandorte zu finden und aufzubauen.
Neben dem Vertrag mit Vantage Towers hat die 1&1 Tochtergesellschaft 1&1 Versatel eine Kooperation für den 5G-Ausbau mit dem Bundesverband Glasfaseranschluss e. V. (BUGLAS) vereinbart. Dadurch können neue 5G-Antennenstandorte an bereits vorhandene Glasfaserleitungen von den vor Ort ansässigen Netzbetreibern angeschlossen werden. Zusätzlich zu dieser Möglichkeit betreibt die 1&1 Versatel auch noch ein eigenes Glasfasernetz, welches ca. 51.000 km lang ist (Stand Oktober 2021) und kontinuierlich ausgebaut wird. [2]
Zusammengefasst ist 1&1 auf einem guten Weg und hat bereits wichtige Partner für den Aufbau des neuen Mobilfunknetzes an Bord geholt. Jedoch steht das Projekt noch relativ am Anfang. Daher schauen wir gespannt in die Zukunft und auf die Entwicklung dieses Projektes.
Verweise
[1] BUGLAS. (16. Dezember 2021). 1&1 Versatel und BULGAS kooperieren für den 5G-Ausbau in Deutschland. Von https://www.buglas.de/fileadmin/user_upload/PM_Kooperation_1_1_Versatel_BUGLAS_16.12.2021.pdf abgerufen.
[2] United Internet. (09. Dezember 2021). United Internet mit Ausblick 2022 und Vertragsabschlüsse zum Rollout des Mobilfunknetzes. Von https://www.united-internet.de/investor-relations/publikationen/meldungen/meldungen-detail/news/united-internet-mit-ausblick-2022-und-vertragsabschluessen-zum-rollout-des-mobilfunknetzes.html abgerufen.