Solch ein Gebäude ist gespickt mit tausenden Sensoren und Aktoren. Unter jedem Stuhl klebt ein Drucksensor, der bemerkt, wenn sich jemand daraufsetzt. Infrarotsensoren unter der Decke zählen Personen, Bluetooth Beacons teilen der Gebäude-App mit, wo Sie sich gerade aufhalten und Leuchtmittel werden individuell und drahtlos gesteuert. Kurzum: alles funkt.
Genau das war der Grund meines Besuchs im besagten Demonstrator. Der Hersteller eines Beleuchtungssystems und Betreiber des entsprechenden Cloud Service hatte nämlich festgestellt, dass immer wieder Lebenszeichen von Leuchtmitteln ausblieben. Man hatte verschiedene Parameter optimiert, wie z.B. die Kanal-Einstellung oder die Aufstellung und Antennenausrichtung der Zigbee Gateways. Eine Verbesserung war erzielt worden, jedoch keine endgültige Lösung. Fazit: Irgendwie schien es in dem Demonstrator Funkstörungen zu geben.
Ich habe mir die Sache zunächst mit dem Spektrum-Analysator angesehen. Die Zigbee-Optimierung bestand unter anderem darin, dass man einen Kanal gewählt hatte, der weder mit den typischen WLAN-Kanälen noch mit den Advertising Channels von Bluetooth Low Energy (BLE) überlappte. Ein empfehlenswerter Ansatz!
Jedoch schien das gesamte 2,4-GHz-Band mit WLAN belegt zu sein. Nun – so erklärte man mir – im Demonstrator würden eben verschiedene Firmen eigene WLANs betreiben. Mit dem WLAN-Analysator zählte ich ca. 15 WLAN SSIDs, und es wurden neben den üblichen Kanälen 1, 6 und 11 auch dazwischenliegende genutzt, wie beispielsweise 5, 9 und 13. Einige WLANs wurden sogar mit einer Kanalbandbreite von 40 MHz betrieben. Wie sollen da die armen Sensoren mit Zigbee und BLE durchkommen, die nur ein Zehntel bis ein Hundertstel der WLAN-Sendeleistung haben?!
Ich garantiere Ihnen: Das Problem bleibt nicht auf diesen Demonstrator beschränkt. Das Gebäude, dessen Technik dort demonstriert wird, soll letztlich an verschiedene Parteien vermietet werden. Es ist vorgesehen, dass jede Partei ihr eigenes WLAN installiert und betreibt. Man kann also ein ähnliches Durcheinander erwarten, wie Sie es vielleicht aus Mietshäusern in Großstädten kennen. Oder wie eben in jenem Demonstrator.
Was lerne ich daraus? Sobald der Betreiber eines Gebäudes auf Funktechnik angewiesen ist, um die Funktionen des Gebäudes sicherzustellen, muss er allen Nutzern Vorgaben für den Einsatz von Funktechniken machen. Sonst sind Störungen vorprogrammiert. Insbesondere das 2,4-GHz-Band ist in diesem Sinne zu „regulieren“. Eine aus meiner Sicht sinnvolle Vorgabe könnte also sein, WLAN im 2,4-GHz-Band gänzlich zu untersagen. Man könnte sogar darüber nachdenken, den Einsatz von Mikrowellenherden zu regulieren, denn auch diese Geräte haben ein gewisses Störpotential.