Die Corona-Warn-App ist seit Dienstag, dem 16.06.2020 sowohl im Apple-App-Store als auch im Google-Play-Store verfügbar. Über die Datenschutzaspekte ist schon an anderer Stelle ausgiebig berichtet worden. Aber genauso interessant, v.a. mit Blick auf den zukünftigen Einsatz, ist die zugrunde liegende Schnittstelle bzw. API (Application Programming Interface, Programmerschnittstelle) für die Kontaktverfolgung (Tracing).
Anforderungen an die Programmierschnittstelle
Für die Nutzung des Tracing-API wird Bluetooth Low Energy (BTLE) genutzt. Daher muss für eine Nutzung der Corona-App diese Technologie im jeweiligen Smartphone vorhanden sein. Hier sind die Spezifikationen der Hersteller die zuverlässigste Informationsquelle.
Auf Software-Seite gehen Apple und Google sehr unterschiedliche Wege:
Apple implementiert die Schnittstelle nur im aktuellsten Betriebssystem (iOS 13.5). Geräte, die dieses Betriebssystem nicht (mehr) unterstützen, können die Corona-Warn-App nicht nutzen. Das betrifft alle Geräte vor dem ersten iPhone SE und dem iPhone 6S. Laut Statcounter ist zurzeit weltweit ca. ein Drittel der iOS-Geräte noch nicht auf iOS 13.x upgedatet. Wie viele davon überhaupt aktualisiert werden können, ist aus der Statistik leider nicht ersichtlich.
Google hingegen unterstützt Geräte bis zurück zu Android Version 6 und deckt damit auch eine wesentlich größere Anzahl älterer Geräte ab.
Betrachtet man in diesem Zusammenhang auch die Marktanteile von Apple und Google am Smartphone-Markt, so ist zumindest auf technischer Seite eine ausreichend große Nutzerzahl möglich.
Die geforderten Berechtigungen der App
Beide Hersteller geben an, dass für den Einsatz der App ausschließlich die Bluetooth-Schnittstelle genutzt wird. Bei Apple-Geräten wird auch nur der Zugriff auf Bluetooth durch die App und für das API gefordert.
Bei Google hingegen muss zumindest beim ersten Start auch ein Zugriff auf die Standortdaten erlaubt werden. Dieser kann zwar nach dem Start der App deaktiviert werden, ohne dass die App von einem Funktionsverlust ausgeht, es ist aber trotzdem etwas befremdlich.
Zusammenarbeit der Hersteller
Was an dieser Schnittstelle ebenfalls sehr bemerkenswert ist: Google und Apple, die beiden großen Konkurrenten auf dem Smartphone-Markt, haben es innerhalb kürzester Zeit geschafft, gemeinsam eine untereinander kompatible Schnittstelle zu schaffen. Zwar mögen sich einige Implementierungsdetails unter der Haube unterscheiden, aber es zeigt auch: Selbst in der sehr konfliktfreudigen Welt der Technologiekonzerne gibt es durchaus erfolgreiche Kooperationen von Konkurrenten, wenn die Situation es erfordert.