aus dem Netzwerk Insider Januar 2023
Zum 10. Januar läuft der Support für Windows 8.1 aus. Bis dahin sollten alle Nutzer auf eine neuere Version gewechselt haben. Doch in der Vergangenheit war bei einigen Unternehmen ein solcher Wechsel trotz langer Ankündigung nicht möglich. Wie sieht es diesmal aus?
Windows 8.1 – das hässliche Entlein?
Windows 8.1 – ist das nicht einfach eine aktualisierte Version von Windows 8? Ja und nein. Ja, das Update war und ist von Windows 8 kostenlos möglich und vorgesehen. Das klassische Windows 8 wird auch schon seit über 6 Jahren, seit dem 12. Januar 2016, nicht mehr mit Updates versorgt. Doch Windows 8.1 war etwas mehr als nur ein reines Update. Mit Windows 8 hat Microsoft seinerzeit versucht, die Nutzung von Touchscreens attraktiver zu machen. Mit einer neuen Oberfläche und dem Kachelsystem war man hier auch einigermaßen erfolgreich. Allerdings hat Microsoft damals seine Stammkundschaft außer Acht gelassen: die Nutzer von Desktop-Systemen und Notebooks mit Tastatur und Maus bzw. Trackpad. Man musste unter Windows 8 Elemente bedienen, die eigentlich für die Finger- und Gestensteuerung gedacht waren. Das war eine enorme Umstellung und hat viele Aktionen deutlich komplizierter gemacht. Windows 8.1 brachte das (mehr oder weniger) klassische Startmenü zurück und war somit ein Windows 8, dass man auch an „normalen“ Arbeitsplatzrechnern und Notebooks benutzen konnte. Außerdem bildet Windows 8.1 die Basis für Windows Server 2012 R2, hier ist der Support wohl noch bis Oktober 2023 vorgesehen.
Migration auf neue Windows-Versionen – Negativbeispiel Windows XP
Man sollte also bis zum 10. Januar seine Migration abgeschlossen haben – also nur eine gute Woche nach Erscheinen dieses Standpunkts. Doch das sollte kein Problem sein, oder? Schließlich ist ein Update ganz einfach installiert.
Nun ja, dass diese Idee nicht immer realitätsnah sein muss, hat man bei der Migration von Windows XP auf eine aktuellere Version gesehen. Viele Unternehmen und Nutzer waren trotz einer frühzeitigen Ankündigung nicht in der Lage, rechtzeitig alle Systeme auf Windows Vista oder Windows 7 zu aktualisieren. Dies hatte verschiedene Gründe:
- Einerseits ist eine Migration von Tausenden von Systemen in einem Großunternehmen nicht immer einfach zu planen und umzusetzen. Neue Systeme werden in einigen Fällen zwar schon mit einer neueren Version ausgeliefert, jedoch müssen alle Bestandssysteme aktualisiert werden. Das kostet Zeit und Nerven. Letzteres kann glücklicherweise durch ausgiebige Tests minimiert werden. Doch auch diese kosten Zeit; Zeit, die man eventuell nicht (mehr) hat.
- Andererseits waren bei der Migration von Windows XP auf Windows Vista oder Windows 7 die Hardware-Anforderungen der neuen Systeme ein Hindernis. Manche Systeme, die für ihre Aufgabe unter Windows XP eine noch vollkommen ausreichende Leistung erbracht haben, erfüllten die Hardware-Anforderungen der Nachfolger nicht. Dadurch mussten viele Systeme neu beschafft werden. Ja, damit entfällt ein Stück weit der obere Punkt, da kein Update des Betriebssystems getestet und installiert werden muss. Dafür muss allerdings alle Anwendersoftware, eventuell in einer neueren Version, neu installiert werden. Und auch diese Software will getestet werden.
Das alles hat dazu geführt, dass einige Unternehmen noch lange über das Support-Ende von Windows XP hinaus gebraucht haben, um ihre Migration abzuschließen. Das Ergebnis haben wir 2017, drei Jahre nach Ende des erweiterten Supports für Windows XP, mit dem Aufkommen von WannaCry gesehen. Trotz des lange beendeten Supports sah sich Microsoft genötigt, noch Patches für Windows XP zu veröffentlichen: einen 2017 und einen sogar noch 2019!
Ist es immer möglich zu aktualisieren?
Hinzu kommen Geräte, die mit Windows XP ausgeliefert wurden und sehr langlebig sind, zum Beispiel Messgeräte in der Forschung oder medizinische Geräte. Diese sind für genau ein Betriebssystem zertifiziert und haben Lebensdauern, die in Jahrzehnten gemessen werden. Da ist es leider fast selbstverständlich, dass irgendwann, manchmal früher, manchmal später, keine Betriebssystem-Updates mehr möglich sind. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es in der Forschung in diversen Laboren noch Systeme mit Windows 3.11 oder Windows 95 gibt.
Ähnliches kann auch in einigen Bereichen mit Windows 8.1 passieren. Mit der zunehmenden Verbreitung von Touchscreens war Windows 8.1 vielleicht die logische Wahl für die Bedienung eines langlebigen Geräts.
Die aktuelle Situation
Das heißt: Es wird Geräte und Umgebungen geben, in denen bis zum 10. Januar 2023 vielleicht nicht alles aktualisiert sein wird. Doch die Ausgangssituation ist nicht ganz so dramatisch wie zu Zeiten von Windows XP:
- Windows 8.1 war nie so weitverbreitet wie Windows XP. Selbst wenn es noch vereinzelte Unternehmen und Geräte gibt, die mit Windows 8.1 laufen und nicht rechtzeitig aktualisiert werden können: Die Ausmaße von Windows XP wird es wahrscheinlich nicht erreichen. In vielen Unternehmen sah der Migrationspfad wie folgt aus: Windows XP → Windows 7 → Windows 10.
- Die Hardware-Anforderungen von Windows 8.1 und Windows 10 sind nahezu identisch, das heißt, ein Update ist ohne Tausch von Hardware möglich.
- Und zu guter Letzt kann man auch damit rechnen, dass die meisten Unternehmen ihre Lektion zu Zeiten von Windows XP gelernt haben. So unvorbereitet wie damals in das Support-Ende einer Windows-Version zu laufen, möchte man einfach nicht noch einmal.
Ein direktes Upgrade auf Windows 11 mag ebenfalls möglich sein, hier müssen jedoch die vergleichsweise hohen Hardware-Anforderungen, insbesondere bezüglich des TPMs, berücksichtigt werden. Damit wären wir eventuell wieder bei einer Neubeschaffung von Systemen.
Fazit
Das Upgrade von Windows 8.1 auf eine neuere Version, also Windows 10 oder 11, steht unmittelbar bevor. Diese Migration wird wahrscheinlich deutlich harmloser und glimpflicher ausgehen als das damalige Upgrade von Windows XP zu einer neueren Version. Das zumindest ist die Hoffnung. Natürlich wird es Systeme und Umgebungen geben, wo wieder einmal das Support-Ende ignoriert wird oder werden muss. Doch wird das hoffentlich die Ausnahme bleiben.