Vielleicht sind die geäußerten Sicherheitsbedenken nicht völlig aus der Luft gegriffen, und natürlich besteht die latente Gefahr, dass Infrastrukturen, wenn auch nicht jetzt, aber vielleicht im späteren Verlauf, missbraucht werden können. Aber gilt dies nur für Made in China?
Wir wissen doch durch diverse Berichte, die in den vergangenen Jahren aufgedeckt und veröffentlich wurden, dass gerade der „große Bruder“ USA seine Bespitzelung und Abhöraktivitäten nicht nur zur Aufrechterhaltung der nationalen Sicherheit und der Terrorabwehr nutzt. Wer erinnert sich nicht an das abgehörte Mobiltelefon der Bundeskanzlerin?
Wer also besorgt ist, was mit seinen sensiblen Daten geschieht, sollte daher nicht nur Angst vor fernöstlichen Anbietern haben, sondern auch vor westlichen wie Microsoft, Cisco, Apple, Google, Amazon, Intel, Oracle, IBM usw. Wir wissen um „Five Eyes“ und senden trotzdem unsere Daten über Netzwerke von BT, Verizon oder AT&T, wohlwissend, dass diese Daten überwacht, analysiert und im Zweifelsfall abgehört werden.
Die aufgeführten Ausrüster, Provider, Hardwarehersteller und Cloudanbieter führen uns aber auch ganz klar vor Augen, in welche Abhängigkeit von US-Unternehmen wir uns freiwillig begeben haben.
Und ist es nicht bedenklich, wenn Nicht-US-Unternehmen wie ARM oder Infineon die Zusammenarbeit mit einem Partner wie Huawei, mit dem Sie bis gestern bedenkenlos zusammenarbeiteten, ausschließlich auf Grund des Druckes einer amerikanischen Administration, die nur wirtschaftliche Interessen verfolgt, einstellen müssen?
Wie verhalten wir uns, wenn zukünftig von Unternehmen außerhalb der USA verlangt wird einen Nachweis zu erbringen, dass Sie in keiner Weise Technik von chinesischen oder anderen nicht genehmen Herstellern einsetzen, um weiterhin in den Vereinigten Staaten geschäftlich tätig zu sein?
Dies muss meiner Meinung nach zwingend zu einem Umdenken in unseren Unternehmen führen.
Nun bin ich nicht der Meinung, dass der Aufbau von nationalen oder europäischer „Champions“ zu einer Lösung des Problems führen wird. Auch Firmen wie Google oder Amazon sind vor wenigen Jahren erst als Start-up gegründet worden und waren nicht immer marktbeherrschend.
Daher müssen wir auf die Förderung von neuen und vielleicht auch unkonventionellen Ideen setzen. Wir benötigen dringend Initiativen und Investitionen, um den über Jahrzehnte verlorenen Boden hier wieder wettzumachen.