Projektinterview: Planung der IT, ELT, Beleuchtung und der Brandmelde- und Gaswarnanlage für einen Laborraum
06.11.23 / Ansgar Schulte
aus dem Netzwerk Insider November 2023
Nicht nur die Arbeit im Labor ist anspruchsvoll und komplex, sondern auch die Planung der Einrichtung und der benötigten Technik. Neben der Elektro- und Netzwerkplanung sind erhöhte Sicherheitsvorkehrungen zu berücksichtigen.
Ansgar Schulte hat einen Fachhochschulabschluss in Informatik und gehört seit 14 Jahren zum Team von ComConsult. Dort plant er im Bereich IT-Infrastrukturen die Netzwerke von Gebäuden. In diesem Interview berichtet er von den Herausforderungen bei der Planung eines neuen Laborraums.
Ansgar, was sind deine Aufgaben bei ComConsult?
Ich befasse mich mit den passiven Komponenten, also mit LWL- und Kupferkabeln, Videoüberwachung, Zutrittskontrolle, Medientechnik für Besprechungs- und andere Räume und darüber hinaus mit dem Bereich Strom für die genannten Teilbereiche. Ich berate den Kunden, plane die Lösungen, erstelle Leistungsverzeichnisse, betreue die Ausschreibungen und begleite anschließend die Umsetzung auf der Baustelle.
ComConsult betreut schon seit vielen Jahren eine große Forschungseinrichtung in mehreren Projekten.
Ja, die Forschungseinrichtung hat einen riesigen Campus mit über zehn Instituten und entsprechend vielen Alt- und Neubauten. Seit drei Jahren beraten und begleiten wir den Kunden bei der Umstellung von LWL- auf Kupferverkabelung am Arbeitsplatz. Dieses Projekt wird sicher auch noch drei weitere Jahre dauern.
Die Forschungseinrichtung wollte in einer Halle ihre Laborfläche erweitern und eine weitere sogenannte Laborbox in Betrieb nehmen. Sie beauftragte ComConsult mit der Planung und Umsetzung. Was kann man sich unter einer Laborbox vorstellen?
Eine Laborbox ist ein Raum, in dem ein Labor eingerichtet und der wiederum in einer großen Halle aufgestellt wird. Man nennt das „Raum im Raum“. Die Wände sind fertige Module, die man wie bei einem Fertighaus einfach zusammenbauen kann. Die Box ist ungefähr achtzig Quadratmeter groß. Es gab in der Halle eine Bestandsbox und unsere Aufgabe war es, daneben eine zweite Laborbox mit einer leicht anderen Aufteilung und etwas anderen Geräten aufzubauen. Doch im Prinzip sahen die beiden Laborboxen gleich aus.
Was ist das Besondere an der Laborbox des Kunden?
In den Laboren des Kunden werden experimentelle Arbeiten durchgeführt und Prüfstände für elektrochemische Untersuchungen an Hochtemperatur-Brennstoffzellen betrieben. Der Raum muss so eingerichtet werden, dass umfangreiche Forschungen möglich sind. Es wird mit verschiedenen Gasen wie Helium, Argon, Methan, Stickstoff und Kohlendioxid experimentiert. Deshalb sind hohe Sicherheitsvorkehrungen notwendig. Dafür ist eine Gaswarnanlage vorgesehen, die Alarm auslöst und die weitere Zufuhr von Gasen unterbindet, wenn unkontrolliert Gase austreten.
Welche Leistungsphasen nach HOAI sollte ComConsult erbringen?
Wir wurden mit den Leistungsphasen eins bis acht beauftragt. Ausgenommen war Leistungsphase vier, also die Genehmigungsplanung. Leistungsphase neun entfällt auch, denn ComConsult übernimmt in der Regel keine Objektbetreuung nach der Inbetriebnahme.
Das Projekt startete vor gut zwei Jahren und wird voraussichtlich im ersten Quartal des nächsten Jahres abgeschlossen sein. Momentan befinden wir uns in der letzten Phase der Umsetzung.
In den ersten beiden Leistungsphasen habt ihr die Grundlagen ermittelt und ein Planungskonzept entwickelt. Welche Anforderungen hatte der Kunde an die neue Laborbox?
Der Kunde wollte die ganze Palette. Dazu zählen die Kommunikationsverkabelung, die IT-Technikräume, die Elektrounterverteilung, Kabelführungssysteme, die Beleuchtung, die Brandmeldeanlage und die Gaswarnanlage. Sowohl die Arbeitsplätze als auch sämtliche Mess- und Prüfgeräte in dem Labor haben Netzwerkanschlüsse und brauchen eine IT-Verkabelung. Eine große Anforderung war eine ausreichende Stromversorgung. Während man in einem Büro vier Arbeitsplätze von Endnutzern auf einen Stromkreis legen kann, geht das bei der Laborbox nicht. Es werden große Endgeräte mit teils sehr großen Lasten betrieben und gleichzeitig laufen viele kleine Geräte, die dann Fehlerstrom erzeugen können. Deshalb muss man die Stromversorgung in der Laborbox komplett separat betrachten.
Bei der Vorplanung haben wir dem Kunden für die einzelnen Bereiche verschiedene Optionen für eine mögliche Umsetzung vorgeschlagen. Zum Beispiel haben wir dem Kunden für die IT-Verkabelung die Varianten angeboten, entweder eine LWL-Verkabelung wie im Bestand umzusetzen oder Kupferkabel zu verlegen. Letzteres haben wir empfohlen, weil das heutzutage der Standard ist.
In der Leistungsphase drei habt ihr dem Kunden eine detaillierte Entwurfsplanung vorgestellt. Erzähle bitte davon.
Bei der IT-Verkabelung hat sich der Kunde für die Kupferverkabelung entschieden. Wir haben die Kabelwege geplant und vorgestellt, wie viele Anschlüsse pro Messstelle wir vorgesehen haben. Für den neuen Technikraum haben wir vorgegeben, dass er gesäubert und gestrichen wird, der Bodenbelag und die Beleuchtung erneuert werden, Trassensysteme und Netzwerkschränke für die Netzwerktechnik eingerichtet werden und die USV-Versorgung sichergestellt ist. Im ELT-Bereich haben wir wegen der eben schon erwähnten hohen Lasten einen sonst eher seltenen sehr großen Elektrounterverteiler mit vielen Abgängen und extrem vielen Abgängen für die Steckdosen geplant und ihn sehr gut mit Fehlerstromschaltern abgesichert. Des Weiteren haben wir die BMA, also die Brandmeldeanlage, genauer geplant. Hier haben wir Melder und Sirenen vorgesehen, was kein Standard ist. Bei Gefahr werden anwesende Personen nicht nur akustisch, sondern auch visuell durch Nebel und Blitzleuchten gewarnt. Bei der Planung der Gaswarnanlage haben wir genau festgelegt, welcher Melder wo angebracht wird, denn nicht jeder Melder kann jedes Gas melden.
Wie ermittelt ihr die Kosten für die geplanten Vorhaben?
Grundlage für die Kostenberechnung ist hauptsächlich unser Erfahrungsschatz. Durch meine lange Zeit bei ComConsult kenne ich die Preise für die einzelnen Komponenten sehr gut. Wenn wir ermittelt haben, wie viele Kabel, Stecker und so weiter wir benötigen, können wir die zu erwartenden Kosten leicht hochrechnen.
In der Phase der Ausführungsplanung hat der Kunde dann die finalen Planungsunterlagen erhalten?
Ja, genau. Wir haben Grundrisspläne erstellt, in denen ganz genau eingezeichnet ist, wo wie viele Steckdosen, Netzwerkports, Lampen, Brandmelder, Gasmelder etc. vorgesehen sind. Es gab mehrere Pläne für das Erdgeschoss, das Untergeschoss und das erste und zweite Obergeschoss. Wir haben schematisiert, wie viele Kabel vom Netzwerkschrank verlegt werden und wohin. Dazu kommen Pläne von Verteilerschrankaufbauten für die IT und die Elektrotechnik.
Wie unterstützt ComConsult bei der Vorbereitung für die Vergabe?
In der Leistungsphase sechs erstellen wir Leistungsverzeichnisse. Wir beschreiben beispielsweise bis ins Detail, welche Größe, Helligkeit und Lichtfarbe die Lampen haben sollen, wie hoch der maximale Stromverbrauch sein darf und ob LEDs oder herkömmliche Leuchtmittel gewünscht sind. Alle Angaben, die wir tätigen, sind herstellerunabhängig. Das ist uns bei ComConsult ganz wichtig. Gelegentlich nennen wir Beispiele von Produkten, welche sich aus unserer Erfahrung als besonders gut erwiesen haben. Das Leistungsverzeichnis war mit 55 Seiten sehr umfangreich, wobei die Gaswarnanlage nicht einmal mit ausgeschrieben wurde, denn hier war der Hersteller vorgeschrieben, weil das Gebäude schon eine Gaswarnanlage hat.
Nach der öffentlichen Ausschreibung haben wir die eingegangenen Angebote fachlich und technisch geprüft. Wichtige Fragen sind dabei: Sind genügend Referenzen angegeben? Verfügt der Anbieter über eine ausreichende Anzahl qualifizierter Mitarbeiter? Ist seine Versicherung hoch genug? Kann der Anbieter wirklich alle im Leistungsverzeichnis aufgeführten Positionen liefern? Wie sind die Preise? Nach der Prüfung aller Angebote kristallisierten sich zwei Anbieter heraus, die alle Anforderungen erfüllten. Preislich lagen die Angebote in dem von uns kalkulierten Rahmen sehr nah zusammen. Die Wahl des Kunden fiel auf den Anbieter, der etwas günstiger war.
Vor einem Monat hat die ausführende Firma mit ihren Arbeiten begonnen. Was sind die Aufgaben von ComConsult bei der Objektüberwachung?
Die ausführende Firma hat von uns alle Pläne bekommen und ich habe ihr in einem Kick-Off-Meeting das Projekt erklärt. Danach gab es eine Ortsbegehung. Bei der anschließenden sogenannten Werk- und Montageplanung prüft die ausführende Firma, ob sich alles, was wir in unserer Planung angegeben haben, realisieren lässt. Etwaige Änderungen werden in unsere Planung eingetragen und nach diesem Plan wird nun vor Ort gebaut. Wir haben zweiwöchige Projektmeetings angesetzt, in denen wir ein Protokoll durchgehen und offene und zu klärende Punkte besprechen. Wir gehen regelmäßig zur Baustelle und überprüfen, ob alle Arbeiten nach Plan verlaufen. Mit den Architekten und den anderen Gewerken haben wir einen Jour fixe, in dem wir koordinieren, wann welche Firmen welche Aufgaben ausführen.
Was war das Besondere an diesem Projekt?
Es kommt selten vor, dass in einem solch kleinen Projekt so viele verschiedene Themenbereiche umgesetzt werden. Bis auf Medientechnik und Zutrittskontrolle waren alle großen Bereiche wie IT, ELT, Beleuchtung, BMA und Gaswarnanlage in diesem kleinen Achtzig-Quadratmeter-Raum von Bedeutung. Dieses Projekt lief nicht wie viele große Projekte „von der Stange“ ab, bei denen wir in einem Hochhaus mit identischen Büros über vierzig Etagen eine Etage planen und sie dann auf alle anderen Etagen umsetzen. Das war eine schöne Herausforderung.