Zunächst bringt sie immer wieder Fragen. „Wusstest Du, dass…?“ Nein, ich wusste z.B. nicht, dass mein Laptop ein WLAN, welches von den neuen Access Points abgestrahlt wird, nur unter der Bedingung erkennt, dass der WLAN-Treiber auf meinem Laptop mindestens die Version 19.51 hat. Mit einer Version 18.x wurde kein WLAN mehr erkannt, sobald man auf dem AP die neuen 11ax-Features aktivierte.
Jetzt werden Sie fragen: „Moment, die Technik müsste doch abwärtskompatibel sein?!“ Richtig, das ist der Anspruch, den WLAN immer schon hatte. Zu diesem Zweck teilt der Access Point dem Endgerät mit, über welche Fähigkeiten er verfügt – und umgekehrt. Die Mitteilung steckt in so genannten Information Elements, die im Rahmen bestimmter Management Frames übertragen werden. Jedes Information Element besitzt eine eindeutige Kodierung.
Im Rahmen der Standardisierung neuer WLAN-Varianten werden immer auch neue Information Elements spezifiziert. Altgeräte ignorieren derlei Informationen. Damit wird letztlich die Abwärtskompatibilität sichergestellt.
Warum aber geht das mit meinem Laptop schief? Ehrlich, ich weiß es nicht. Ich kann nur Vermutungen anstellen. Möglicherweise wurde bereits damit begonnen, 11ax in der Treiber-Software zu implementieren. Hersteller bieten heutzutage meist einen einzigen Treiber an, der auf alle Hardware-Varianten passt. Wenn ich aber die beiden mir vorliegenden Drafts 2.1 und 4.0 von IEEE 802.11ax vergleiche, sehe ich noch Unterschiede in den entsprechenden Information Elements. So verfügt das „HE PHY Capabilities Information Field“ in der Version 2.1 über insgesamt 72 Bits. In Version 4.1 sind es 16 Bits mehr. Ein Treiber, der auf Basis der alten Version programmiert wurde, wird die zusätzlichen Bits fehlinterpretieren und das Paket bestenfalls verwerfen.
Solche Effekte bei der Einführung neuer WLAN-Techniken kennen wir seit langem. Ich erinnere mich an den Kunden, der seine alten APs gegen solche mit der damals neuen Technik 11n austauschte. Danach funktionierten Handscanner in der Logistik sporadisch nicht mehr. Ich konnte nachweisen, dass die Scanner ab und zu Management Frames mit falschen Informationen aussandten. In einer Halle, die noch mit den alten APs bestückt war, passierte das nicht.
Damals lag es schlicht daran, dass die Management Frames der neuen APs für das alte Endgerät zu lang waren. Zusätzliche Information Elements benötigen einfach mehr Speicherplatz. Und wenn der nicht ausreichend vorhanden ist, gibt es einen Speicherüberlauf. Je nachdem, wie der Programmierer das abgefangen hat, werden solche Pakete verworfen, oder – schlimmer noch – sie richten irgendwelches Unheil an. Wir haben dann einige Optionen im WLAN deaktiviert und damit die Management Frames etwas gekürzt – erfolgreich.
Womit auch immer wir es jetzt zu tun haben, verstehen Sie es als Warnung! Auch dieses Mal wird die Migration zur aktuellen WLAN-Variante unangenehme Seiteneffekte haben, so vielversprechend sie auch sein mag. Warten Sie also so lange als möglich, mindestens auf die Verabschiedung des Standards (wahrscheinlich in der ersten Jahreshälfte 2020). Und denken Sie bereits jetzt daran, dass Sie vor der Migration ihre Endgeräte auf Kompatibilität testen müssen, damit es hinterher keinen Ärger gibt.
Wie dem auch sei, wir werden Sie auf dem Laufenden halten. Kommen Sie zum ComConsult Wireless Forum Anfang November nach Köln!
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