Bald startet der EOS(End-of-Service)-Countdown für ca. 70 Microsoft-Produkte. Alle Jahre wieder gibt es eine EOS-Liste, siehe Fixed-Lifecycle-Richtlinie. Sind Sie vorbereitet?
Weihnachten steht gefühlt „plötzlich“ vor der Tür – und auch anderes kommt bald
Noch gar nicht so lange ist es her, dass im letzten Bundesland die Sommerferien zu Ende gingen – etwas mehr als zwei Monate. Mittlerweile haben schon die ersten Weihnachtsmärkte geöffnet. Warum kommt das scheinbar so plötzlich? Weil bei einem mit Aufgaben vollgepackten Alltag Zeitgefühl und Ausblick in den Hintergrund treten. Man arbeitet das akut Anstehende ab, tut das Tag für Tag – und steht vor dem nächsten „Meilenstein“ im Kalender.
Als solchen Meilenstein kann man den Jahreswechsel zum 01.01.2023 betrachten, wenn man das Thema des verfügbaren Supports für Microsoft-Produkte strategisch beleuchtet. Am 10.01.2023 endet der Support für ein erstes Bündel. Am 11.04.2023 geht es mit über 20 Produkten weiter, darunter Exchange-, Outlook-, Office-, Visio-, Project- und SharePoint 2013. Am 11.07.2023 sind unter anderem SQL Server 2008 und 2008 R2 an der Reihe, ab 10.10.2023 auch Windows Server 2012 und Windows Server 2012 R2 sowie WSUS, Hyper-V Server und Windows Storage Server jeweils in den Versionen 2012 und 2012 R2.
Auch bei neueren Versionen tut sich etwas, z.B. Microsoft Excel, Word, Powerpoint u.Ä. gehen in der 2019er-Version vom allgemeinen in den erweiterten Support über. Hier ist zu prüfen, wo man eine kostenpflichtige Supportverlängerung abschließen muss.
Was ist zu tun – kurzfristig, strategisch, mittelfristig?
Angesichts der langen Liste der Produkte, die in den EOS-Status kommen oder ins Stadium des erweiterten Supports gehen, wird hier auf eine Übersicht verzichtet. Besser ist es, wenn sich jeder für seine IT-Ausstattung die relevanten Kandidaten auflistet und diese Liste weiter abarbeitet. Man kann etwa hier starten: https://learn.microsoft.com/de-de/lifecycle/end-of-support/end-of-support-2023.
Vor Weihnachten wird da niemand mehr Berge versetzen, direkt nach dem Jahreswechsel vermutlich auch nicht. Zumindest jedoch ist eine rechtzeitige strategische Vorplanung ratsam. Hier muss sie (endlich, nach etlichen „muss-sofort-sein“-Aufschub-Gründen) begonnen werden, dort muss sie nach Unterbrechung wieder aufgenommen werden. Wichtige Fragen sind bzgl. Machbarkeit und notwendiger finanzieller Entscheidungen zu klären.
Beispiele:
- Welche Installationen mit älteren Produktversionen müssen umständehalber trotz EOS-Situation noch länger unverändert weiterlaufen, etwa weil damit verbundene Applikationen noch nicht migrierbar sind?Auch in solchen Fällen muss vermutlich kurzfristig gehandelt werden: Bei neu erkannten Sicherheitslücken geht von solchen Installationen ein erhöhtes Risiko für andere Systeme und Datenbestände aus, und dies aus „Innentäter-Position“. Als Prophylaxe wählt man hier typisch eine gezielte Separierung. Die Zeit dafür muss man sich bald nehmen – oder jemanden finden, der verantwortlich das zeitweilig erhöhte Risiko eines Sicherheitsvorfalls mit möglichem Schneeballeffekt übernimmt.
- Worauf geht man bei der Ablösung von EOS-Versionen strategisch geschickt über?Man nehme das Microsoft-Office-Beispiel. Je nachdem, wann man die letzten Office-2013-Installationen vorgenommen hat, berechtigt die Lizenz ohne Aufpreis zu einem Umstieg auf Office 2016. Rein monetär betrachtet scheint hier der nächste Schritt klar: Umstellung der betroffenen Rechner auf Office 2016, womöglich als Angleichung an neuere, bereits mit Office 2016 genutzte Arbeitsplätze.
Je nach Lebensdauer der vorhandenen Office-2016-Rechner bzw. je nachdem, mit wem man regelmäßig Dokumente austauscht, kann das allerdings zu kurz gedacht sein. Als Gerät veraltende Office-2016-Rechner wird man zukünftig wohl nicht nochmal durch ein mit Office 2016 installiertes Gerät ablösen. Wichtige Kunden und Partner arbeiten evtl. auch jetzt oder ab 2023 schon mit neueren Versionen als Office 2016.
Was droht, ist ein Gemisch an Versionen bzgl. Dateiformaten und unterstützten Features, z.B. bei Word-Dokumenten. Die mit solchen Konstellationen verbundenen Probleme in der Zusammenarbeit gab es nicht „alle Jahre wieder“, doch schon mehr als einmal mit Generationswechseln bei Produkten. Das Resultat ist nicht nur ärgerlich für die Betroffenen. Es wird erfahrungsgemäß durch notwendige Format-Reparaturen und Ähnliches kostbare Zeit gebunden, die man produktiver hätte nutzen können.
Wer solche Konstellationen absehen kann, spart beim Kleben an schon bezahlten Office-2016-Lizenzen vermutlich weniger, als er an produktiver Arbeitskapazität vergeudet. Wer dagegen im Wesentlichen „im Haus“ Dokumente teilt und dabei einen hohen Standardisierungsgrad auf Office 2016 diszipliniert ein paar Jahre halten können wird, macht nichts falsch, wenn er die 2013er-Altlasten zunächst auf Office 2016 anhebt.
Schon diese beiden Beispiele zeigen, dass man gut daran tut, baldmöglichst zumindest Strategie und grobe Planung (realistisch!) festzulegen. Egal, wie man sich entscheidet: Die für die eigene Umgebung relevante EOS-Liste erfordert rechtzeitige Entscheidungen, und deren Umsetzung kann mindestens dringende Sofortmaßnahmen früh in 2023 nötig machen.
Bald kommt Weihnachten 2022, und dann April 2023, Juli 2023, Oktober 2023, siehe oben. Von solchen Terminen aus realistisch „rückwärts zu rechnen“ und einen Puffer für „muss-sofort-sein“-Querschläger einzuplanen wäre gut – am besten nicht erst als Vorsatz für das neue Jahr.