Consolidation Point – häufig falsch eingesetzt!

21.02.2023 / Hartmut Kell

Eine Kommunikationsverkabelung am Arbeitsplatz hat seit vielen Jahren ihren statischen Charakter verloren, denn flexible Arbeitsplatzausstattungen sind gefragter denn je. Ob sich in Großraumbüros häufig die Platzierung von Büromöbeln infolge von temporären Teambildungen ändert oder ob es bei einer vermieteten Fläche dazu kommen wird, dass der Vermieter nur den unveränderbaren Teil der Tertiärverkabelung bereitstellt und jeder Mieter die eigentliche Arbeitsplatzverkabelung nach seinem Willen gestaltet, beide Fälle erfordern eine Anpassung der Kommunikationsanschlüsse. Dies wird in erster Linie die Anzahl der in einer Arbeitsplatzfläche (= unmittelbare Fläche um den Arbeitsplatz herum) benötigten Anschlüsse betreffen.

Bei einer konventionellen Tertiärverkabelung hat jede Änderung der Büronutzungsfläche mit Neupositionierung der Kommunikationsanschlüsse zur Folge, dass im besten Fall die relativ langen Installationskabel ohne Neukonfektionierung ein längeres Stück zurückgezogen werden können und zu anderen Flächen hin neu verlegt werden. Dies setzt jedoch voraus, dass

  • keine Beschädigung der Kabel und Anschlusstechnik erfolgt und
  • keine benötigten Kabel zu kurz sind.

Trifft beides nicht zu, so muss eventuell auf einem ggf. sehr komplizierten Kabelweg ein neues Installationskabel über mehrere dutzend laufende Meter in die Fläche neu eingebracht werden, wohl wissend, dass diese Strecke bei der nächsten Nutzungsänderung ggf. überflüssig oder nicht nutzbar ist.

Abbildung 1: Produktbeispiel Reichelt

Die Idee

Hinter der Idee des Consolidation Point (Deutsch: Sammelpunkt bzw. SP) verbirgt sich, dass eine Bürofläche mit gut zugänglichen Kabelführungssystemen (eigentlich nur sinnvoll: flächendeckender Doppelboden) mit einem weiteren, passiven Unterverteiler flächendeckend ausgestattet wird. Vom Etagenverteiler aus werden Stammkabel – im Prinzip sind es n x „normale“ Installationskabel – zum SP verlegt und dort genau wie im Verteiler mit Buchsen abgeschlossen.

Vom Sammelpunkt aus werden sogenannte Sammelpunktschnüre zum Arbeitsplatz verlegt, im üblichen Sprachjargon auch „Peitschen“ genannt. Das sind kurze Kabel mit besseren Verlege- und damit schlechteren Übertragungseigenschaften. Bei Twisted Pair sind es in der Regel dünnere Kabel mit flexiblem Aderaufbau und einem Aderdurchmesser AWG26. Werden die Sammelpunkte so in der Fläche platziert, dass jeder Arbeitsplatz mit einer Kabellänge von ca. 10-15 Metern erreicht werden kann, so können bei Änderung der Büromöblierung durch Nutzungsänderung, z.B. infolge von Mieterwechsel oder Mitarbeiterumstrukturierungen, die Kommunikationsanschlüsse durch eine Umverlagerung deutlich einfacher angepasst werden als bei der klassischen Tertiärverkabelung. Es müssen lediglich die Peitschen ausgetauscht werden und dazu bedarf es nur geringer handwerklicher Fertigkeiten. Das Hinzuziehen einer Elektroinstallationsfirma kann dann ggf. völlig vermieden werden.

Das Problem

Soweit so gut, jetzt kommt das Problem. Wie dem Bild zu entnehmen ist, geht die Norm bei der Anwendung von Sammelpunkten davon aus, dass die Sammelpunktschnur an einem Ende in den CP gesteckt wird (also hier einen Stecker hat) und am anderen Ende in einer Abschlusseinheit wie z.B. einer Dose. Infolgedessen wird zum Anschluss eines Endgerätes eine Anschlussschnur zwischen Dose und Endgerät benötigt. Das andere Ende der Sammelpunktschnur bzw. Peitsche wird also mit einer Buchse abgeschlossen.

Abbildung 2: Struktur nach EN 50173

Genau zu diesem Modell bietet die EN 50173 bzw. ISO/IEC 11801 verschiedene Planungsregeln wie z.B. auch die Berechnung der maximalen Längen der horizontalen Übertragungsstrecken (Tabelle 3 der EN 50173-2). Es gibt auf dem Channel insgesamt 3 Steckverbindungen, was Einfluss auf die Berechnung der Streckenqualität und damit auch auf die Passed/Failed-Bewertung von Strecken mit Messgeräten nimmt.

Jedoch geschieht häufig Folgendes bei der Planung von „Consolidation Points“: Die letzte Steckverbindung – und damit die Dose – wird weggelassen. Stattdessen legt man vom CP aus eine Anschlussschnur bis zum Arbeitsplatz und kann diese dann in den CP stecken und direkt in das Ethernet-Endgerät. Gemäß Norm ist es dann keine Sammelpunktschnur und man hat damit wieder einen Channel mit 2 Steckverbindungen. Der Consolidation Point ist normativ also eigentlich kein Consolidation Point mehr, sondern eine „Vielfachdose“. In diesem Fall können die Regeln der EN 50173 nicht vollständig angewendet werden und es gibt durchaus weitere, betriebstechnische Nachteile, die bei einer Planung unbedingt erörtert werden sollten.

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