Das Ende von 32 Bit

26.09.2023 / Dr. Markus Ermes

(Reine) 32-Bit-CPUs haben viele von uns in unserer Jugend oder in unserem Berufsleben begleitet. Und auch heute noch sind die verbreitetsten CPU-Architekturen (x86 und ARM) zwar auf 64 Bit ausgelegt, unterstützen jedoch weiterhin die alte 32-Bit-Welt. Für eine so schnelllebige Branche wie die IT ist das schon eine Erfolgsgeschichte, hat doch alles schon 1985 mit dem Intel 80386 angefangen.

32-bit bei Intel

Die Abwärtskompatibilität geht sogar noch weiter: Heutige x86-CPUs können alles von 16 bis 64 Bit! Allerdings hat diese Abwärtskompatibilität ihren Preis: Die notwendigen Komponenten innerhalb der CPU verbrauchen Platz, den man besser nutzen könnte.

Nun steht das Ende von 32 Bit bevor. Man muss dazu sagen: Es werden nicht einfach alle 32-bit-Befehle entfernt. Technisch ist diese Umsetzung deutlich komplexer und geht über den Rahmen eines Blog-Beitrags hinaus. Intel selbst hat hierzu einen umfangreicheren Artikel (https://www.intel.com/content/www/us/en/developer/articles/technical/envisioning-future-simplified-architecture.html) veröffentlicht.

Bis es so weit ist und diese Idee flächendeckend umgesetzt wird, werden auch Betriebssystementwickler noch eine Menge Arbeit vor sich haben. Denn aktuell hangelt sich das Betriebssystem beim Start von 16 zu 32 zu 64 Bit. Hier müssen signifikante Anpassungen vorgenommen werden. Ja, die alte (also eigentlich die aktuelle) Welt wird auch weiterhin über Virtualisierungsmechanismen verfügbar sein, jedoch nicht mehr für das Basis-System. Hier zeichnet sich eine Aufteilung ab: Das Basis-Betriebssystem wird mit der neuen Architektur klarkommen müssen, während Legacy-Betriebssysteme nur noch virtualisiert genutzt werden können.

Interessant: Von AMD hört man nichts Vergleichbares.

32-bit bei ARM

Auch ARM hat vor, in seiner Cortex-A-Reihe den Support für 32 Bit zu streichen. Dies umfasst im Gegensatz zum Intel-Ansatz die entsprechenden Befehle. Doch auch hier ist klar: Von heute auf morgen zu allen Anwendungen mit 32 Bit inkompatibel zu werden, kann sich keiner leisten, der nicht das komplette Ökosystem aus Hardware, Betriebssystem und Software-Verteilung beherrscht. Apple hat diesen extremen Schritt nämlich vollführt und ist damit erfolgreich.

Bei ARM wird zwischen Leistungs- und Effizienzkernen unterschieden, und der 32-Bit-Support soll nur für die Leistungskerne wegfallen. Das heißt, dass in den allermeisten Fällen 32-Bit-Anwendungen weiterhin lauffähig sein werden, sich allerdings mit langsameren Prozessorkernen zufriedengeben müssen. Interessant könnte das Ganze bei High-End-CPUs werden, die (eigentlich) ohne Effizienzkerne auskommen sollen.

Der Ansatz ist bei ARM also ein anderer als bei Intel, könnte jedoch für den Endnutzer stärker spürbar sein.

Fazit

Nach fast 40 Jahren der 32-Bit-kompatiblen CPUs zeichnet sich langsam ein Ende ab. Wie schnell dieses kommen wird und wie viel die Nutzer der CPUs davon merken werden, bleibt abzuwarten.

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