DER NETZWERK INSIDER – Ausgabe Dezember 2023
IT-Verkabelung im Serverraum gestalten mit „Rangierorten“
von Hartmut Kell
Vor ca. 1 Jahr hat der Autor einen Artikel zur IT-Verkabelung veröffentlicht, bei dem es um die Anwendung der Norm EN 50600 ging und in dem an Beispielen gezeigt wurde, welche Idee der Norm zugrunde liegt, welche Vorgaben die Norm macht und wo es Interpretationsspielräume gibt. In einem Teil wurde kurz ein relativ unbekanntes Element zum Aufbau einer Verkabelung vorgestellt, die Norm nennt es den „Zwischenverteiler“. Diesen Zwischenverteiler sieht die Norm als optionales Element in einer hierarchischen Verkabelung vor. Er kann auf unterschiedliche Arten aufgebaut werden, eine davon ist die Bildung eines „zentralen Rangierortes“. Der nachfolgende Artikel erklärt, in welcher Form die aktuellen Normen dieses Teilelement vorsehen, wie es aufgebaut werden könnte, welche technische Varianten es gibt, und wann es auch bei Ihrer Planung sinnvoll sein könnte, dieses Element zu realisieren.
Zukunftssichere WLAN-Zellplanung für Wi-Fi 6 und Wi-Fi 6E – Teil 1
von Felix Gillessen und Michael Schneiders
Die Einführung von Wi-Fi 6 (802.11ax) und 6E liegt bereits einige Zeit zurück. Mittlerweile sind längst entsprechende Access Points und Endgeräte verfügbar und finden mehr und mehr Verbreitung. Nahezu jedes neu erworbene WLAN-fähige Endgerät, ob privat oder im Enterprise-Umfeld, unterstützt mindestens Wi-Fi 6, immer mehr Geräte auch 6E. Dennoch gibt es eine sehr große Basis an Endgeräten, die Wi-Fi 6 noch nicht unterstützen. Doch was bedeutet das für die WLAN-Infrastruktur im Unternehmen? Sind mit neuem Standard und neuem Frequenzband auch Anpassungen der bestehenden WLAN-Zellplanung erforderlich? Wie unterscheidet sich das Vorgehen von der bisherigen Planung? Und wie können Planungen neuer Gebäude aussehen? Diese und weitere Fragen wollen wir im vorliegenden Artikel klären, damit auch Sie den neuen Standard effektiv nutzen können. In Teil 1 dieses Artikels gehen wir auf die Besonderheiten hinsichtlich Wi-Fi 6 und speziell Wi-Fi 6E, also WLAN gemäß IEEE 802.11ax im 6-GHz-Band, ein. Im zweiten Teil des Artikels beschreiben wir die generelle Vorgehensweise bei der Planung von WLANs.
Die wichtigsten Netztrends 2024
von Dr. Behrooz Moayeri
In den letzten Jahren gab es vor Jahresende an dieser Stelle einen Blick auf die wichtigsten Trends in der Entwicklung von IT-Infrastrukturen. Wir haben anhand der jeweils aktuellen Projektanfragen der ComConsult-Kunden die Prognose darüber gewagt, welche Themen die IT-Verantwortlichen im bevorstehenden Jahr hauptsächlich beschäftigen werden. Dieser Tradition wollen wir auch dieses Jahr treu bleiben. Dabei konzentrieren wir uns auf die Trends im Netzbereich.
Intelligentes Netzwerkmanagement beeinflusst die Produktentscheidung
von Dr. Joachim Wetzlar
Am Wochenende habe ich mich seit längerer Zeit mal wieder mit der Konfiguration meiner TETRA-Handfunkgeräte beschäftigt. TETRA – Sie erinnern sich – steht für „Terrestrial Trunked Radio“ und wird in Deutschland vor allen bei den Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) genutzt, doch auch in verschiedenen anderen Organisationen. Funkamateure beschäftigen sich ebenfalls mit dieser Technik; ich gehöre dazu. TETRA wurde in den 90ern spezifiziert. Es ist erkennbar an den 2G-Mobilfunk angelehnt, der bekanntlich auch aus dieser Zeit stammt.
Beratung und Unterstützung zum Thema Netzwerkzugangskontrolle (NAC) bei einer Stadtverwaltung
mit Daniel Prinzen sprach Christiane Zweipfennig
Mit dem Anstieg von BYOD (Bring Your Own Device) und IoT-Geräten wächst die Anzahl von Endgeräten in Unternehmensnetzwerken exponentiell. Dies eröffnet eine breitere Angriffsfläche für Cyberbedrohungen. Ein kontrollierter Zugang dieser Geräte ist die erste Verteidigungslinie vor unberechtigten Netzwerkzugriffen. Network Access Control (NAC) beschreibt das Gewähren oder Ablehnen von Netzwerkzugriffsversuchen auf der Grundlage von Identifikationsmerkmalen. Ein Hauptziel ist, nur autorisierte und vertrauenswürdige Clients, die im Besitz und unter Verwaltung eines Unternehmens sind, den Zugang zum Netzwerk zu gewähren und unbekannte Clients fernzuhalten.
Die wichtigsten Netztrends 2024
In den letzten Jahren gab es vor Jahresende an dieser Stelle einen Blick auf die wichtigsten Trends in der Entwicklung von IT-Infrastrukturen. Wir haben anhand der jeweils aktuellen Projektanfragen der ComConsult-Kunden die Prognose darüber gewagt, welche Themen die IT-Verantwortlichen im bevorstehenden Jahr hauptsächlich beschäftigen werden. Dieser Tradition wollen wir auch dieses Jahr treu bleiben. Dabei konzentrieren wir uns auf die Trends im Netzbereich.
2022 habe ich in den Insider-Ausgaben für Oktober, November und Dezember auf folgende Netztrends hingewiesen:
- VLANs als einfachste Segmentierungsmethode auf Ebene der Schicht 2
- VRFs als einfachste Virtualisierungsmethode auf Ebene der Schicht 3
- Weiterentwicklung von MPLS und EVPN für skalierbare mandantenfähige Netze
- Technische Vorkehrungen für gute Mobilfunkversorgung in Gebäuden
- Vorausschauende WiFi-Planung
- Glasfasern als Hauptmedium für den leistungsfähigen Internetanschluss
- Netzautomatisierung
Im Folgenden gehe ich auf meine Beobachtungen in 2022 bezüglich der oben genannten Aspekte ein und aktualisiere sie.
Trends im Campusnetz
Auch wenn man nicht selbst Netze betreibt oder anderweitig direkt mit Netztechnologie zu tun hat, assoziiert man mit dem Stichwort „Datennetz“ den Bedarf an einer immer leistungsfähigeren und ausfallsichereren Infrastruktur.
Ausfallsicherheit wird fast immer mit redundanter Hardware in Verbindung gebracht. Es gibt jedoch Ausfallszenarien, zu denen es trotz einer durchgängigen Hardware-Redundanz kommt. Den Fehlerfall Endlosschleife (Loop) gibt es sogar nur in einem redundanten Netz. Es darf auch nicht in Vergessenheit geraten, dass die Funktionalität des Netzes auf Hardware und Software angewiesen ist. Software auf Netzkomponenten kann zum Single Point of Failure werden, wenn alle Geräte mit derselben fehlerhaften Software arbeiten.
Deshalb gilt es, neben Hardware-Redundanz auf einige weitere Maßnahmen zur Maximierung der Verfügbarkeit eines Netzes zu setzen. Dazu zählt zum Beispiel die Verkleinerung von Fehlerdomänen. Das sehr robuste Internet lebt davon, dass es ein echtes INTER-net ist, d.h. ein relativ lose zusammenhängendes Gebilde aus verschiedenen administrativen Domänen (Autonomen Systemen, AS). Das bewährte Border Gateway Protocol (BGP) sorgt für den erforderlichen Austausch von Erreichbarkeitsinformationen zwischen den AS. Ich kann mich nicht an ein flächiges, AS-übergreifendes Problem erinnern, das auf Fehler in der Software oder Konfiguration von BGP zurückzuführen war.
Die Verkleinerung von Fehlerdomänen kann ebenso die Verfügbarkeit eines Campusnetzes erhöhen. Die Segmentierung des Netzes sorgt damit nicht nur für mehr Sicherheit, sondern auch für weniger flächige Fehler.
Zur Hardware-Redundanz und Segmentierung kommt als dritter Erfolgsfaktor die Einfachheit des Netzdesigns. Planer und Betreiber von Netzen müssen sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren und jeglicher Versuchung widerstehen, den Netzen über diesen Kern hinaus immer neue Funktionen und damit immer mehr Komplexität aufzubürden, die alle Versuche konterkariert, die Ausfallsicherheit und Beherrschbarkeit der Netze zu erhalten und ständig zu verbessern.
Verkleinert man die Fehlerdomänen, braucht man auch keine komplexen Verfahren, die erst in großen Netzen erforderlich werden. Technologien wie MPLS, EVPN und SDN sind komplex. Mandantentrennung via EVPN und VXLAN ist komplexer als VLAN-Segmentierung. Wenn ohnehin immer kleinere Segmente zu bilden sind, die über Firewalls miteinander verbunden werden, können die Segmente einfach auf Layer 2 basieren und sogar ohne Router-Virtualisierung (VRF) auskommen.
Leider steckt die Netzautomatisierung immer noch in Kinderschuhen. Ich kenne keine Netzmodernisierung der letzten drei Jahrzehnte, die den Grad der Automatisierung der Betriebsabläufe im Netz wesentlich erhöht hat. Maßnahmen wie die Zentralisierung der Control Plane haben nur die Stelle verlagert, an der man administrieren muss. Bei kaum Automatisierung bleibt nur der Weg der Vereinfachung.
Wireless-Planung muss man können
Die Notwendigkeit eines möglichst einfachen LAN-Designs leuchtet umso mehr ein, je wichtiger Funknetze werden. Personalressourcen mit Netz-Know-how sind knapp. Ich bin seit 35 Jahren im Netzbereich tätig und sehe nicht nur im Spiegel, sondern in Besprechungsräumen und in Videokonferenzen immer erfahrenere Leute, die sich Jahr für Jahr ihrem verdienten Ruhestand nähern. Eine Organisation kann sich glücklich schätzen, wenn sie für die Kompensation der natürlichen Fluktuation bei IT-Fachkräften inkl. Netzexperten sorgen kann. Dieselbe Anzahl Menschen oder im ungünstigen Fall eine kleinere Anzahl muss immer wichtigere Netzstrukturen am Leben halten und sicherer, robuster und leistungsfähiger machen. Dies gilt angesichts des zunehmenden Angewiesenseins auf mobile Geräte insbesondere für Wireless-Netze.
Ich empfehle die Lektüre des in dieser Ausgabe erscheinenden Artikels meiner Kollegen Gilleßen und Schneiders zum Thema WiFi-Planung. Nach der Lektüre werden Sie sicher bestätigen, dass man Wireless-Planung können muss. Sie ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Und WiFi ist nicht das einzige notwendige Funknetz. Immer mehr Anwender wollen problemlos WiFi sowie Mobilfunk nutzen und ihre Bluetooth-Geräte störungsfrei verwenden. Immer mehr Dinge sollen per Funk in das Internet of Things (IoT) eingebunden werden. Aus meiner Sicht weist die Entwicklung der Funknetze so viel Dynamik auf, dass man sich zunehmend intensiver damit beschäftigen muss. Für Spielereien im kabelgebundenen Netz, das so simpel und beherrschbar wie möglich zu realisieren ist, bleibt keine Zeit.
Glasfaserstrategie
Unabhängig davon, ob Ihre Arbeitsstätte über eine geschlossene WAN-Plattform wie MPLS oder über das Internet mit dem Rest der Welt verbunden ist, sogar wenn Sie überwiegend im Homeoffice arbeiten, heißt die Anbindung der Zukunft Glasfaser. Stellen Sie sich vor, Sie müssen vom Homeoffice aus an einer wichtigen Videokonferenz teilnehmen, und teilen die Übertragungskapazität der Internet-Anbindung mit jüngeren Haushaltsangehörigen, die gleichzeitig über das Netz mit hoher Videoauflösung und schneller Bildfrequenz spielen oder HD-Filme anschauen. Netzengpässe sind dabei vorprogrammiert. Neulich habe ich als Seminarreferent eine ähnliche Situation in einem Hotel erlebt. Das Seminar war hybrid, d.h. einige Teilnehmer waren remote zugeschaltet. Sie haben sich über schlechte Tonqualität beschwert. Gut, dass ich vom WiFi des Hotels auf LTE umschalten konnte. Vermutlich reichte die Internet-Anbindung des Hotels nicht für die vielen Teilnehmer an den gleichzeitig in den Tagungsräumen des Hotels stattfindenden Veranstaltungen.
QoS, Optimierung und Mangelverwaltung nutzt alles nichts, wenn mit der Killerapplikation Echtzeit-Video einfach mehr Daten zu übertragen sind. Deshalb ist eine Glasfaserstrategie erforderlich. Leider hat diesbezüglich die Politik viel versprochen und wenig erreicht, wie ich in der Insiderausgabe vom November 2023 berichtet habe. Im Grunde müssen Unternehmen die leistungsfähigere Anbindung ihrer Standorte über Glasfasern selbst finanzieren. Es darf keine Standortfindung ohne Berücksichtigung einer guten Netzanbindung geben. Für bestehende Standorte, die langfristig beibehalten werden, muss es einen Plan für die faseroptische Erschließung geben.
Ausblick auf das neue Jahr
Ich konnte in diesem Beitrag nicht auf alle aktuell diskutierten Netzthemen eingehen. Mehr Themen und mehr Vertiefung stehen auf der Agenda unserer Sonderveranstaltung Netze im April 2024 in Bonn, zu der ich Sie herzlich einlade. Es erwartet Sie die bewährte Zusammensetzung aus hervorragenden Vortragenden von ComConsult und führenden Lösungsanbietern. Wenn ich diese Veranstaltung hervorhebe, dann als ein Highlight aus dem immer reichhaltigeren Programm der ComConsult Akademie, die noch nie so vielseitig war wie in 2024 geplant. Wir konnten das Programm der Akademie nur dank der Akzeptanz durch unsere Kunden erweitern. Ich danke unseren Kunden ganz besonders dafür, dass sie in 2023 erstmals so viele Veranstaltungen unserer Akademie gebucht haben wie vor Corona. Wir hatten sogar mehr Teilnahmen als jedes der drei letzten Jahre vor der Pandemie. Wir bleiben an den Themen dran, die Sie interessieren. Bleiben Sie uns treu!
In dieser letzten Ausgabe des Jahres 2023 wünsche ich Ihnen erholsame Feiertage sowie Gesundheit und Freude in 2024.