Kennzeichnungen von IT-Objekten: Wünsche, Anforderungen und Möglichkeiten
von Hartmut Kell
Eigentlich ist es völlig klar, Komponenten eines IT-Netzes brauchen eine Bezeichnung. Wie sonst können diese in eine Dokumentation eingebunden oder im Betrieb lokalisiert werden? Das gilt für Geräte, welche die IT-Infrastruktur nutzen (z.B. Drucker, PCs, Server), für aktive Netzwerk-Komponenten (Switches etc.) und nicht zuletzt für einen Teil der Verkabelungskomponenten. Doch zeigt die Erfahrung aus vielen Projekten, dass der Methodik, wie diese Kennzeichnung der Komponenten zu erfolgen hat, wenig bzw. nur unvollständige Aufmerksamkeit gewidmet wird. Dies fällt insbesondere bei Netzwerk-Auditierungen (im Sinne von „wie hat man es bisher gemacht“) und bei der Fachplanung von neuen IT-Verkabelungen – entweder in Bestandsumgebungen oder direkt bei Neubauprojekten – auf.
ACI-Automatisierung
von Mohammed Zoghian
Mit der Application Centric Infrastructure (ACI) stellt Cisco eine richtlinienbasierte und anwendungsorientierte Software-Defined-Infrastructure-Lösung zur Verfügung. Mithilfe des richtlinienbasierten Ansatzes sollen traditionelle Netzwerkkonstrukte wie z. B. VLANs, VRF-Instanzen und IP-Subnetze abstrahiert und eine Anwendungsebene mit Sicherheitsrichtlinien aufgebaut werden.
Broadcom übernimmt VMware: warum?
von Dr. Behrooz Moayeri
Kurz nach Redaktionsschluss der letzten Insider-Ausgabe wurde bekannt, dass Broadcom Inc. die Firma VMware übernehmen will. Der Preis ist beachtlich: über 60 Milliarden US-Dollar. Da VMware-Produkte in der IT-Umgebung fast aller ComConsult-Kunden zum Einsatz kommen, müssen wir über diese Akquisition sprechen, zumal sie eine der größten der IT-Industrie sein wird.
Imperfektionen bei der Fertigung – Der Fingerabdruck eines Gerätes
von Dr. Markus Ermes
Ein Forschungsbericht [1] der University of California San Diego (UCSD) hat ergeben, dass Bluetooth Low Energy (BLE) in manchen Fällen ein Tracking trotz aller Sicherheitsmaßnahmen innerhalb der Geräte ermöglicht. Dies liegt an Imperfektionen bei der Herstellung der Bluetooth-Chips sowie der Antennen, die zwar die Funktionalität nicht einschränken, allerdings messbare Auswirkungen auf das Funksignal haben. Doch was bedeutet hier „Imperfektion“? Und welche Auswirkungen haben diese noch?
Interview: Effektive Wissens-Redundanz im IT-Bereich
mit Oliver Flüs sprach Christiane Zweipfennig
Welcher IT-Berater kennt diese Situation nicht: Das Projekt beginnt und man benötigt wichtige Informationen, doch nur eine bestimmte Person beim Kunden kennt sich mit dem Thema aus. Diese ist jedoch nicht verfügbar oder wird kurzfristig abberufen. Die Vertretung hat nur eingeschränkten Einblick, Antworten auf wichtige Fragen erfolgen verzögert, Empfehlungen verpuffen oder werden mangels Machbarkeit gestrichen, Entscheidungen werden zeitverzögert umgesetzt oder bleiben aus. Das Projekt droht ins Stocken zu geraten.
Oliver Flüs hat dieses Jahr sein dreißigjähriges Jubiläum bei ComConsult gefeiert und berät neben Netz- und Sicherheitsthemen zum Bereich IT-Services. In diesem Interview erklärt er, warum Kopfmonopole eine Zeitbombe sind und (Mitarbeiter-)Wissen in Unternehmen aus dem Arbeitsalltag herausgefiltert und gesichert werden sollte, um es zu strukturieren, aktuell zu halten und gezielt über mehrere Mitarbeiter abrufbar zu machen.
Broadcom übernimmt VMware: warum?
Kurz nach Redaktionsschluss der letzten Insider-Ausgabe wurde bekannt, dass Broadcom Inc. die Firma VMware übernehmen will. Der Preis ist beachtlich: über 60 Milliarden US-Dollar. Da VMware-Produkte in der IT-Umgebung fast aller ComConsult-Kunden zum Einsatz kommen, müssen wir über diese Akquisition sprechen, zumal sie eine der größten der IT-Industrie sein wird.
Historie der Akquisitionen von Broadcom
Die VMware-Übernahme reiht sich in eine beachtliche, im Volumen steigende Reihe von Broadcom-Akquisitionen ein. Um nur einige zu nennen:
- August 2019, fast 11 Milliarden $: Symantec, die selbst in 2016 für fast 5 Milliarden $ den Proxy-Anbieter Bluecoat übernommen hatte. In 2010 hatte Symantec für 1,25 Milliarden Dollar auch die Firma VeriSign übernommen, die vielen durch die Zertifikate dieser Firma bekannt ist.
- November 2018, 19 Milliarden $: CA Technologies, bekannt durch verschiedene System-Management-Lösungen wie Spectrum.
- November 2016, fast 6 Milliarden $: Brocade, bekannt durch Fiber-Channel-Switches. Die LAN-Sparte von Brocade ging nicht an Broadcom, sondern an Extreme Networks.
- 2014, über 600 Millionen $: Emulex, bekannt durch SAN-Adapter.
Wer ist Broadcom Inc.?
Die heutige Broadcom Inc. ist seit 2016 der Name des Firmenzusammenschlusses der zwei Chip-Hersteller Avago und Broadcom. Obwohl es sich um eine Übernahme von Broadcom durch Avago handelte, hat man sich – vermutlich wegen des größeren Bekanntheitsgrads von Broadcom – für Broadcom als den Namen der vereinten Firma entschieden. Doch nicht wundern, wenn Sie das Börsenkürzel BRCM für Broadcom nicht mehr finden: Der Name Broadcom blieb, dafür jedoch das Börsenkürzel von Avago (AVGO) für die entstandene Gesamtfirma. Avago selbst hatte ihre Wurzeln in Hewlett-Packard (HP) und nach der Aufspaltung von HP in Agilent, bekannt durch Messgeräte.
Broadcom selbst ist den Netzspezialisten durch die große Präsenz des Herstellers im Markt für Netz-Chips bekannt.
Hardware-Hersteller drängt in den Software-Markt
Spätestens mit der Übernahme von CA Technologies durch Broadcom war klar, dass hier ein Hardware-Hersteller in den Software-Markt drängt. Die später folgende Übernahme von Symantec und die jetzt bevorstehende Akquisition von VMware sind als weitere konsequente Schritte von Broadcom in Richtung eines großen Software-Anbieters zu sehen.
Historie von VMware
VMware wurde 1998 gegründet und ist mit x86-Virtualisierung groß geworden. Das erste Produkt war VMware Workstation. Server-Virtualisierung folgte kurz darauf. Man kann schon sagen, dass VMware einer der Pioniere für eine ganz wichtige Entwicklung der IT war, eine Entwicklung weg von dedizierter Hardware für jede Applikation. Diese Entwicklung hat für eine sehr große Mehrheit von Organisationen die Effizienz der IT wesentlich erhöht.
2004 wurde VMware vom Speicher-Anbieter und Software-Unternehmen EMC übernommen. EMC wandelte in 2007 einen Anteil von 15% an VMware in Aktien um und brachte diese Aktien auf den Markt. In 2016 wurde EMC selbst vom Computer-Hersteller Dell übernommen. Seit dieser Übernahme gehörte VMware mehrheitlich zum Dell-Konzern, agierte jedoch weitgehend eigenständig. Kunden von VMware bekamen wenig von der Zugehörigkeit zum Dell-Konzern mit, vielleicht abgesehen von dem Umstand, dass einige VMware-Lösungen wie vSAN auf Dell-Hardware umfassender unterstützt werden als auf anderer Hardware.
VMware selbst betätigte sich auch nach der Übernahme durch EMC und später Dell in der Akquisition von Firmen, hauptsächlich Software-Herstellern. Im Zuge solcher Übernahmen ergänzte VMware ihr Angebot um Lösungen zum Beispiel für Netzvirtualisierung (durch Übernahme von Nicira), SD-WAN (durch Übernahme von VeloCloud) und Endpoint Security (durch Akquisition von Carbon Black).
Waren die Broadcom-Akquisitionen bisher erfolgreich?
Um auf die Frage nach dem Erfolg der Broadcom-Akquisitionen zu antworten, sollten wir uns die Entwicklung der Broadcom-Aktie in den letzten dreieinhalb Jahren anschauen, also in der Zeit seit der ersten großen Übernahme eines Software-Unternehmens.
Im November 2018 wurde die Broadcom-Aktie für ca. 240 $ gehandelt. Zwei Jahre danach lag der Preis bei 665 $, was einer Steigerung um ca. 180% entspricht. Der Technologie-Index NASDAQ stieg im selben Zeitraum von ca. 7.400 auf ca. 16.000, also um 116%. Allerdings war 2022 bislang weder für Broadcom noch für NASDAQ ein gutes Jahr. Die Broadcom-Aktie kostet jetzt nur noch ca. 500 $, und der NASDQ-Index ist noch stärker abgestürzt, auf nunmehr ca. 10.600.
Man sieht: Broadcom ist erfolgreicher als der Durchschnitt der Technologiebranche. Die Shareholder konnten zufrieden sein. Ob das auch nach der größten Übernahme der Firmengeschichte der Fall sein wird, wird die Zukunft zeigen.
Etwas differenzierter sehen es auch manche Kunden der Firmen, die Broadcom übernommen hat. Ohne Anspruch auf statistische Signifikanz meiner Beobachtungen darf ich an dieser Stelle nicht verheimlichen, dass ich insbesondere von Symantec- und Brocade-Kunden nichts Gutes über die Entwicklung der beiden Unternehmen nach der Übernahme durch Broadcom gehört habe. Kunden berichten mir von schlechterem Support. Auch die Weiterentwicklung der Produkte lässt zu wünschen übrig. Bluecoat war mal der führende Proxy-Hersteller. Man könnte meinen, in Zeiten wachsender Unsicherheit im Internet müsste sich ein Proxy-Hersteller sehr gut entwickeln. Symantec hat allerdings in den letzten Jahren viel Boden verloren, insbesondere im Vergleich zu Security-Cloud-Anbietern wie Zscaler. Ähnliches passierte mit der SAN-Sparte von Brocade. Ich kenne einen großen RZ-Ausfall, ausgelöst durch Brocade-Fiber-Channel-Switches. So etwas passierte früher selten. Und ich kenne zumindest einen treuen Brocade-Kunden, der im Bereich Fiber-Channel-Switches zu Cisco wechselte.
Shareholder Value versus Zufriedenheit von Kunden und Personal
Leider sagt die Entwicklung des Aktienwertes eines Unternehmens wenig über die Zufriedenheit von Kunden und Personal aus. Das ist nicht nur bei Broadcom so. Wenn man Presseberichten glauben darf, gab es VMware-intern einige Unruhe, nachdem Ende Mai 2022 bekannt wurde, dass das VMware-Management das Broadcom-Angebot akzeptiert hat. In einer öffentlich gewordenen FAQ-Liste wird zum Beispiel auf die Frage, warum VMware nicht unabhängig bleiben wolle, von VMware geantwortet: „Der Vorstand von VMware prüfte das Angebot (von Broadcom) und stellte fest, dass es bestens im Interesse der Shareholder liegt, dem Angebot zuzustimmen.“ Kein Wort an dieser Stelle vom Interesse der Kunden und der Beschäftigten.
Im oben genannten FAQ-Dokument heißt es an die Adresse der Führungskräfte innerhalb der Firma VMware: „Vor Beginn eines Einstellungsprozesses für jede Person, die einen Titel im Rang eines Ressortleiters oder höher hat, bitte eine Abstimmung mit der Rechtsabteilung durchführen.“ Auf eine andere Frage nach möglichen Entlassungen wurde wie folgt geantwortet: „Während wir nicht im Namen von Broadcom sprechen können, werden unsere Einstellungspläne, die auf unseren Geschäftsplänen und unserem Bedarf an Personal basieren, weiter umgesetzt.“ Diese Antwort lässt also offen, ob Broadcom Entlassungen durchführen wird.
Vor diesem Hintergrund ist zu befürchten, dass eine Fluchtbewegung des Personals weg von VMware einsetzt. Üblicherweise werden einige Menschen angesichts einer unsicheren Zukunft nach anderen Jobs Ausschau halten. Normalerweise sind es die fähigsten Leute, denen die Absetzbewegung vor allen anderen gelingt. Aber zugegeben, das sind alles Spekulationen. Leider hat die publik gewordene FAQ-Liste solche Spekulationen nicht entkräftet, sondern eher beflügelt. Natürlich wird in der FAQ-Liste beteuert, dass sich für die Kunden nichts ändere und die bisherige Produktstrategie von VMware bestehen bleibe. Die Kunden werden diese Worte an der Praxis messen.
Hallo Herr Dr.Moayeri. Ich beobachte M&A Aktivitäten aus einem etwas anderen Blickwinkel. In den letzten Jahren ist es immer spannender geworden, ob der Plan einer Übernahmen aufgeht.
Die Übernahme von VMware durch Broadcom ist alles andere als in trockenen Tüchern. Sie erinnern sich sicher, dass Broadcom auch Qualcomm übernehmen wollte. Das ist dann daran gescheitert, dass der damalige Präsident Trump die Gefährdung der nationalen Sicherheit durch die Übernahme der 5G Technologie von Qualcomm ausgerufen hat. Dieses Mal dauert es vielleicht etwas länger, weil die Technologie der Virtualisierung und ihre Bedeutung einem normalen Politiker schwer klar zu machen ist, aber die Basislinie, dass Broadcom eine Gefährdung darstellt, bleibt erst einmal grundsätzlich. Ein anderer Aspekt kommt von der EU, die Übernahme kann zu kartellrechtlichen Problemen führen. Das Wichtigste ist allerdings, dass viele Analysten überhaupt keinen Sinn inn der Übernahme sehen, weder durch Synergien noch durch Technologiesprünge. Wenn Intel oder Nvidia als Käufer aufgetreten wären, würde dieser Punkt anders aussehen. Und dann gibt es noch den Widerstand von Großkunden. Als Beispiel nenne ich Amazon, deren AWS massiv auf VMware Technologie basiert und die das gar nicht gerne sehen, dass hier auf einmal Broadcom eine Rolle spielen will. Es steht durchaus zu erwarten, dass Amazon oder auch Google als weitere Kaufinteressenten auftreten können. Also sollten die Nutzer heute noch nicht die Flinte ins Korn werfen. Für weitere tiefgreifenden Diskussionen verweise ich auf die Plattform http://www.seekingalpha.com, einfach in das Suchfeld AVGO eingeben. Viele Grüße Dr.Kauffels
Hallo Herr Dr. Kauffels, Ihr Blickwinkel und die daraus resultierenden Anmerkungen sind verständlich. Viele Grüße, Moayeri.