Nach über 20 Jahren hat Intel den Itanium-Prozessor, seine einstige 64-Bit-Hoffnung, begraben. Was seinerzeit ein Hoffnungsträger für die Rechenzentren in der Internet-Ära sein sollte, wurde innerhalb weniger Jahre zu einem Nischenprodukt.
Was machte den Itanium so besonders?
Der Intel Itanium war das Ergebnis einer gemeinsamen Anstrengung von Intel und Hewlett Packard und basierte auf einer VLIW-Architektur (Very Long Instruction Word). Die zugrunde liegende Architektur sollte sogar den ehrwürdigen x86 ablösen. Eine Kernidee war, dass der Prozessor verschiedene Einheiten für verschiedene Aufgaben hatte und diese parallel genutzt werden konnten. Das ist heute übrigens in sehr vielen Prozessoren umgesetzt und sorgt für signifikante Leistungssteigerungen. Außerdem hat uns diese Idee Spectre und Meltdown eingebracht.
Was den Itanium allerdings von aktuellen Prozessoren unterschied: Der Prozessor hat nicht selbst entschieden, wie Befehle sortiert werden müssen, damit möglichst alle Funktionseinheiten ausgelastet sind. Diese Aufgabe wurde an den Compiler ausgelagert, sodass diese Entscheidungen im Vorfeld getroffen werden konnten und keine Chipfläche für die notwendige Logik benötigt wurde.
Die Idee war gut, da man so die gesamte Chipfläche für Rechenpower nutzen konnte.
Aber warum haben wir immer noch x86-CPUs? Wie kamen diese zu 64 Bit? Und warum ist der Itanium gescheitert?
Die Schwierigkeiten des Itaniums
Es gab mehrere Ursachen für das Scheitern des Itaniums:
Zunächst verzögerte sich die Auslieferung des Itaniums immer wieder. Dadurch bekam der Itanium auch seinen Spitznamen: Itanic.
Außerdem war Intel so überzeugt vom Erfolg des Itaniums und davon, dass er die x86-CPUs ablösen würde, dass die Kompatibilität mit den weit verbreiteten 32-Bit-x86-CPUs eher schlecht als recht war. Ein Itanium mit einer Taktrate von 700 MHz erreichte bei einer 32-Bit-Software für x86 nur die Leistung eines Pentiums mit 100 MHz.
Eine weitere Ursache lag in der Auslagerung der Optimierung an den Compiler. Die Idee war zwar gut, doch die Umsetzung gestaltete sich als sehr schwierig. Bis auf einige Nischenbereiche konnte der Itanium nie seine Stärken ausspielen.
Am 4. Oktober 1999 kündigte Intel die Verfügbarkeit des Itaniums an. Nur einen Tag später präsentierte AMD seine eigenen 64-Bit-CPUs. Diese hatten den Vorteil, dass sie auf x86 basierten und somit vollständig abwärtskompatibel waren. In Verbindung mit der guten Leistung der AMD-CPUs ergab sich so eine attraktive Alternative zum Itanium. Schließlich musste man nicht darauf warten, dass die einzusetzende Software für eine neue Architektur optimiert wurde!
Fazit
Nach über 20 Jahren trägt Intel seine erste für Server optimierte 64-Bit-CPU zu Grabe. Es war eine interessante Architektur, die in einigen Bereichen vielleicht auch ihrer Zeit etwas voraus war. Aber durch die mangelnde Kompatibilität zu den weit verbreiteten x86-CPUs und die starke Konkurrenz durch AMD hat sich der Itanium nicht durchsetzen können.