Mitte 2023 habe ich über das Wettrüsten zwischen Deepfakern und Detektoren geschrieben. Wir müssen damit rechnen, dass mit zunehmender Verfügbarkeit von Künstlicher Intelligenz (KI) immer mehr synthetische Inhalte produziert und verbreitet werden. Die digitalen Medien werden sehr wahrscheinlich regelrecht von Fake-Bildern überflutet werden. Was den Zweck solcher sogenannter Deepfakes betrifft, sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt: Finanzbetrug, Identitätsdiebstahl und politische Manipulation sind einige der naheliegendsten Szenarien.
Umso wichtiger werden digitale Signaturen von Inhalten. Technologisch ist alles da, was man braucht. Jeder digitale Inhalt kann signiert werden. Das Problem besteht darin, dass wir bisher Bildern vertraut haben und nicht gewohnt sind, ihre Echtheit zu hinterfragen. Dieses Vertrauen muss der Vergangenheit angehören, denn das Informationszeitalter geht ins Desinformationszeitalter über.
Müssen wir einen Rückschritt hinnehmen und werden in Zukunft weniger informiert sein? Die Antwort ist nein. Wir müssen nur skeptischer werden. In Zukunft müssen wird zum Beispiel Tools für die Betrachtung von Bildern verwenden, die vor allem zwei Bedingungen erfüllen:
Erstens muss die von uns genutzte Hardware und Software von einer vertrauenswürdigen Quelle stammen. Diese Anforderung ist nichts Neues. Wir vertrauen täglich unseren Endgeräten und unseren Browsern, die ganz automatisch die Zertifikate von Webseiten auf gültige Signaturen überprüfen.
Zweitens müssen unsere Endgeräte technisch die Überprüfung von Content-Signaturen bewerkstelligen. Praktisch sind verschiedene Varianten denkbar. Die Software auf einem Endgerät kann zum Beispiel einen Inhalt mit fehlender Signatur blockieren oder mit einem unübersehbaren Warnsignal versehen. Ferner muss es wie bei Web-Zertifikaten die berühmte Vertrauenskette geben. Am besten sollten unsere Endgeräte die Metadaten der Inhalte anzeigen können. Zum Beispiel kann bei einem Bild angegeben werden, wer es kreiert und wer es bearbeitet hat.
Es gibt bereits die Coalition for Content Provenance and Authenticity (C2PA), in der Organisationen aus der Technikbranche sowie große Medienhäuser vertreten sind. Open-Source-Tools sollen im Rahmen der C2PA entwickelt, verbreitet und als Standards etabliert werden.
Es ist so wie in einigen anderen Bereichen auch: Genauso wie wir bei E-Mails immer vorsichtiger und genauer hinschauen müssen, sollten wir es bei Inhalten handhaben. In Zukunft muss das die Regel sein.