Hewlett-Packard Enterprise (HPE) übernimmt Juniper Networks zu einem Preis von ungefähr 14 Milliarden US-Dollar. Juniper wurde in den 1990er Jahren als Anbieter von Router-Plattformen für den Einsatz bei Service-Providern gegründet und stieg nachträglich in den Markt für Switches und WLAN-Lösungen für Unternehmensnetze ein. HPE ist, wie aus dem Namen hervorgeht, vor allem ein Hersteller von Servern, Storage, Switches, WLAN und SD-WAN für die IT von Unternehmen. Insofern hat die Übernahme von Juniper durch HPE vor allem Auswirkungen auf Netzlösungen für Unternehmensnetze.
Wie bei jeder Übernahme ist es für die Bestandskunden beider Hersteller vor allem wichtig zu wissen, ob bestimmte Produkte im Zuge des Zusammenschlusses aus dem Portfolio des neuen vereinten Herstellers verschwinden werden. Naturgemäß hat zurzeit jede diesbezügliche Überlegung einen rein spekulativen Charakter. Nichtsdestotrotz zeigt ein Blick auf die verschiedenen Bereiche der bisherigen Portfolios, dass es einige Überschneidungen gibt:
- HPE ist insbesondere seit der Übernahme von Aruba ein WLAN-Hersteller mit großer installierter Basis. Juniper hat die Mist-WLAN-Produkte im Angebot (Mist war vor der Übernahme durch Juniper ein eigenständiger WLAN-Hersteller).
- HPE wurde mit der Übernahme von Silver Peak zu einem führenden SD-WAN-Anbieter. Auch Juniper wurde bis 2023 von Gartner als visionärer SD-WAN-Hersteller benannt.
- Juniper hat mit den Produktreihen EX und QFX ein umfangreiches Switch-Portfolio. Wenn beide Produktreihen beibehalten werden, wird HPE ein sehr breites Angebot an Switches haben, zu dem neben den Juniper-Switches Produkte gehören, die entweder historisch auf die HP-ProCurve-Familie oder Aruba-Switches zurückgehen oder auf die in China entwickelten Produkte mit dem Betriebssystem Comware.
Vor diesem Hintergrund sind die HPE- und Juniper-Kunden im Vorteil, die bisher strikt auf standardisierte Verfahren und nicht auf proprietäre Technologien gesetzt haben. Das Lebensende einer bestimmten Produktreihe ist in einem solchen Fall unproblematischer im Vergleich zur Situation, dass mit einem Produkt auch ein herstellerspezifisches Verfahren stirbt.
Ein Hinweis auf Künstliche Intelligenz (KI) darf nunmehr bei keiner öffentlichen Kommunikation von Technologieunternehmen fehlen. Das gilt auch für die Ankündigungen bezüglich der Übernahme von Juniper durch HPE. Wenn Sie meine persönliche Meinung dazu wissen wollen, stufe ich die vielen Erwähnungen von KI in Zusammenhang mit sehr etablierten Technologien wie Ethernet und IP als Marketing ein. Ich kann mich an Zeiten erinnern, als es noch schick war, wenn junge Menschen Berufswünsche wie „irgendwas mit Computern“ hatten, oder „irgendwas mit Medien“ bzw. „irgendwas mit dem Internet“. Nun sind wir in der Zeit von „irgendwas mit KI“. Das darf unseren Blick auf das Wesentliche im Netzwerk-Markt nicht verstellen. Wesentlich ist, dass mit der Übernahme von Juniper durch HPE ein weiterer altbekannter Name verschwindet. Das nennt man Marktbereinigung.