Zur reinen Sprachkommunikation wird 5G sicher nicht benötigt, und selbst Datenanwendungen durch die Nutzung von Smartphone Apps profitieren nur gering von den höheren in Aussicht gestellten Bandbreiten.
Bleiben also nur Geschäftsanwendungen wie die Vernetzung von Produktionsumgebungen, die zur Prozesssteuerung ein Netzwerk mit Echtzeitfähigkeit benötigen, oder die Bereitstellung von breitbandigen Netzzugängen für MPLS Services über Funk bzw. Internetdiensten.
Inwieweit IoT-Anwendungen hier profitieren werden, hängt von der jeweiligen Anwendung ab.
Sicher benötigt wird 5G für das autonome Fahren, allerdings ist aktuell noch nicht abzusehen, wann zum einen die rechtlichen Rahmenbedingungen vorliegen und zum anderen die Automobilindustrie Produkte präsentieren kann, die auf Level 5 den Fahrer im großen Stil überflüssig machen. Erst die Bereitstellung von völlig autonom agierenden Fahrzeugen auf Level 5, also ohne Fahrer, Lenkrad oder Bremse, erfordert ein Netzwerk, das in Echtzeit den Verkehr großflächig koordinieren und steuern kann.
Daher ist der Ausbau von 4G sicher das vorrangigere Ziel, das angestrebt werden muss.
In einem zweiten Schritt muss dann ein tragfähiges Konzept von Seiten der Provider für 5G erstellt werden, das Kosten und Nutzen in eine gesunde Balance bringt. Was natürlich auch die Vehemenz der Reaktion der Provider erklärt, als erste große Unternehmen wie VW oder BMW laut darüber nachdachten, Standort-bezogene 5G-Lizenzen zu erwerben und sich somit als Kunde von den Providern unabhängig zu machen.
Das führt uns aber wieder zurück zu Huawei, denn auch hier ist das Unternehmen aus Shenzhen einer der führenden Anbieter für die Infrastruktur. Aber nicht nur das, auch andere Netzwerksysteme jenseits des Mobilfunks sind Kernelemente des Produktportfolios von Huawei. Was ist mit den klassischen Switches und Routern? Mit Datacenter und Storage? Spielen die Bedenken der US-Administration hier dann keine Rolle? Das klingt doch ein wenig unglaubwürdig.
Also bleibt als Fazit: Der Verzicht auf Huawei ist aus technischer Sicht möglich und kann durch andere Anbieter aufgefangen werden, jedoch schränken wir uns unnötig ein und beschneiden einen Anbietermarkt, in dem der Wettbewerb jetzt schon sehr überschaubar ist, was zwangsläufig zu höheren Kosten führen wird.
Dass der Ausbau der öffentlichen Mobilfunknetze auf Basis von 5G eventuell länger dauern wird, ist aus meiner Sicht eher zu verschmerzen, da im Moment kein wirklicher Business Case vorliegt.
Das Ziel unserer Bemühungen sollte immer sein, Abhängigkeiten zu vermeiden, auf Standards zu setzen und somit auf Änderungen im Markt, seien sie politischer oder wirtschaftlicher Art, flexibel reagieren zu können.
Unsere Empfehlung lautet daher: Machen Sie sich rechtzeitig Gedanken über die Auswahl Ihrer Technologie-Partner und berücksichtigen Sie immer einen Plan B für einen Fall wie Huawei.