Wie ist es also um diesen Teil bestellt? Wie bereits geschrieben, droht das Android-Desaster hier nicht, vielmehr hat Huawei ein eigenes Betriebssystem. Ein Handelskrieg trifft das Unternehmen jedoch auf der Hardware-Seite, denn nicht alle Komponenten, die in den Switches verbaut werden, kommen aus China selbst, schlimmer noch, einige kommen von amerikanischen Herstellern. Um nur ein Beispiel zu bringen: auf der Webaeite von Broadcom kann man folgendes Zitat von Leon Wang, Geschäftsführer der Huawei Data Center Network Domain, finden:
„Huawei switching and routing solutions based on Broadcom’s silicon are successfully deployed in a vast number of data centers and carrier networks. […]“
Quelle: Leon Wang, President der Huawei Data Center Network Domain, https://www.broadcom.com/news/product-releases/broadcom-ships-jericho2
Wie Huawei kurz-, mittel- und langfristig darauf reagieren wird, bleibt abzuwarten. Womöglich geht der Schuss nach hinten los und die Chinesen beginnen selbst damit, entsprechende Chips zu entwickeln, so wie sie es ja auch bei der Software tun. Dass sie das können, zeigen sie im 5G-Umfeld eindrucksvoll. Für uns Kunden wäre das gut, da Konkurrenz bekanntlich das Geschäft belebt, sei es nun bei den Preisen oder bei den Features.
Wie sollen Unternehmen jedoch mittel- und kurzfristig reagieren?
Die Antwort auf letzteres ist einfach: wer bereits Huawei im Einsatz hat, muss seine Komponenten nicht gleich entsorgen. Anders als bei Software gibt es keine Updates für die Hardware auf monatlicher Basis: verbaut ist verbaut. Softwareupdates gibt es auch weiterhin, da selbige nicht von Google, sondern von Huawei selbst stammen. Mittelfristig ist das wohl schwierigste Problem:
- Soll man Huawei bei aktuellen Planungen berücksichtigen?
- Wie sieht es mit Ersatzkomponenten aus, wenn man Huawei bereits im Einsatz hat?
- Welche Alternativen gibt es im Ernstfall für den Ersatz?
- Was passiert, wenn die USA noch einen Schritt weiter gehen und auch von nicht amerikanischen Unternehmen verlangen, kein Huawei im eigenen Netz einzusetzen, wenn sie ihre Produkte in die USA exportieren wollen?
All das scheint eher gegen Huawei zu sprechen. Dabei ist weder das Problem neu, noch ist der Ernstfall jemals eingetreten, nur waren die Ursachen kein Handelskrieg, sondern unternehmerische Entscheidungen. Im Jahr 2000 beispielsweise stieg 3Com aus dem Großkundengeschäft aus. Die Bestandskunden standen plötzlich ebenso ohne Hersteller da, wie es Huawei-Kunden bei einem anhaltenden Handelskrieg täten.
Die Frage ist also nicht: Huawei ja oder nein. Die Frage ist vielmehr: wie vermeidet man, sich sklavisch an einen Hersteller zu binden?