Vor 20 Jahren wurde im Netzwerk Insider auf den Einsatz von Ethernet in der Industrie, speziell in der Fertigung, eingegangen. Dabei ging es vor allem um die Unterschiede zwischen der bis dahin sehr individuellen Steuerungstechnik und der klassischen vernetzten IT und die Herausforderungen, die damit einhergehen. Was hat sich hier in den letzten 20 Jahren getan? Wo stehen wir heute?
Fertigungsanlagen vor 20 Jahren
Vor 20 Jahren waren Fertigungsanlagen sehr speziell. Es kamen Bussysteme zum Einsatz, um alle Systeme zu verbinden. Dabei waren Topologien, Hardware, Protokolle und Anschlüsse auf die Anforderungen einer Produktionsumgebung abgestimmt. Einerseits bezüglich der Robustheit gegen Vibration, Temperatur, Staub etc., andererseits erfüllten diese Systeme harte Anforderungen bezüglich der maximalen Latenz zwischen verschiedenen beteiligten Komponenten. Hier war ein Umstieg auf Ethernet durchaus spannend, da die klassischen auf Ethernet basierenden Protokolle, allen voran TCP/IP, weniger deterministische Latenzen liefern. Von der Robustheit der „klassischen“ Ethernet-Switches und -Kabel einmal abgesehen. Und dann waren da noch die Aspekte der Stromversorgung, der Planung und der Migration.
Wie sieht es in der Anlagentechnik heute aus?
Die Situation heute
In der Anlagentechnik hat Ethernet durchaus seinen Siegeszug aus der „klassischen“ IT fortgesetzt. Viele Anlagen sind heute per Ethernet vernetzt, allerdings mit Anpassungen und Erweiterungen, die die Anforderungen einer Fertigungsanlage erfüllen. Als Beispiele seien hier Profinet und Time Sensitive Network genannt. Hardware, Anschlüsse und Kabel sind ebenfalls an die rauen Bedingungen einer Fertigungsanlage angepasst. Eine Stromversorgung mit den in der Fertigung üblichen 24 V und die Montage an einer Hutschiene sind da noch die geringsten Probleme.
Doch es gibt einen Bereich, in dem sich proprietäre, oder zumindest sehr individuelle Standards zur Kommunikation durchgesetzt haben: Den Bereich der Gebäudeautomation. Ja, auch hier gibt es viele Geräte, die per Ethernet oder WLAN kommunizieren. Jedoch findet man gerade bei der Funkkommunikation eine große Anzahl verschiedener Standards, um Sensoren und Aktoren mit der restlichen IT zu verbinden. Zum Beispiel Zigbee, Z-Wave, EnOcean, um nur ein paar zu nennen. Auch Bussysteme sind hier noch durchaus vorzufinden, allen voran KNX. Ob hier eine ähnliche Konsolidierung und Migration zu Ethernet oder Ethernet-basierenden Netzen stattfinden wird, lässt sich aktuell noch nicht absehen. Mit Thread und Matter ist zumindest die Nutzung von IPv6 schon einmal stärker in den Fokus gerückt.
Fazit
In der Fertigung ist Ethernet in den letzten 20 Jahren angekommen. Doch im Bereich der Gebäudeautomation haben wir einen bunten Strauß an Protokollen und Technologien. Wird sich hier eine ähnliche Konsolidierung ergeben wie in der Fertigung? Schauen wir mal, was ich in 20 Jahren über diesen Artikel schreiben werde.