Im Netzwerk Insider vor 20 Jahren: iSCSI

04.07.23 / Dr. Markus Ermes

Vor 20 Jahren wurde im Netzwerk Insider das iSCSI betrachtet. Damals wurde es als Alternative zu einem klassischen Fibre-Channel-SAN betrachtet, inkl. der Vor- und Nachteile auf allen Ebenen. Wie war die Lage vor 20 Jahren? Und wie sieht es heute aus?

iSCSI vor 20 Jahren

Vor 20 Jahren war iSCSI etwas Neues: ein Storage-Protokoll, das auf „einfachem“ IP statt auf proprietärem Fibre Channel basierte. Damit waren potentiell günstigere und einfacher betreibbare SANs möglich. Allerdings ergaben sich auch einige Herausforderungen. Die typische Paketgröße bei Ethernet hatte zur Folge, dass für die Übertragung eines einzelnen Blocks vergleichsweise viele Pakete notwendig waren (z.B. 85 Pakete für 128 kByte). Dadurch reduzierte sich die effektiv erreichbare Bandbreite zum iSCSI-Storage deutlich und war ineffizienter als Fibre Channel. Zudem war der CPU-Hunger damals noch relevant. Gesehen wurde die Technik seinerzeit als Ergänzung zu klassischem Fibre-Channel-SAN, nicht als Ablösung. Doch was hat sich hier getan?

Die Situation heute

Viele der damaligen Herausforderungen sind mittlerweile gelöst: Aktuelle Server-Netzwerkkarten besitzen Offload-Engines für iSCSI, d.h. der CPU-Hunger spielt kaum noch eine Rolle. Auch die Paketgrößen sind dank Jumbo Frames kein Problem mehr. Und im Bereich der Bandbreite ist Ethernet mittlerweile an Fibre Channel vorbeigezogen. Auch die Hersteller-Unterstützung ist inzwischen sehr gut. Nahezu jedes Storage-System mit Ethernet-Ports unterstützt iSCSI!

Doch hat iSCSI Fibre Channel nicht ersetzt. Es ist, wie damals vermutet, eher eine Ergänzung. Selbst in Zeiten von NVMe-SSDs ist die Bandbreite hier eher selten das Problem. Und das vorhandene Fibre-Channel-Knowhow ist häufig der Grund, bei dieser Technologie zu bleiben. Im Bereich von NVMe-SSDs ist iSCSI sogar im Nachteil: Als Speicher-Protokoll ist – der Name suggeriert es – SCSI festgelegt. NVMe-over-Fabric ist also mit iSCSI nicht ohne Weiteres möglich. Bei Fibre Channel kann das SCSI-Protokoll (relativ) einfach durch NVMe ausgetauscht werden. Und viele Speicher- und Betriebssystemhersteller unterstützen NVMe-over-Fabric.

Fazit

iSCSI hat sich zu einem ernstzunehmenden Storage-Protokoll entwickelt, das auf allen Ebenen unterstützt wird, doch Fibre Channel nicht abgelöst hat. Wird iSCSI das irgendwann schaffen? Wahrscheinlich nicht. Wird es in den nächsten Jahren dank NVMe und anderer Technologien verschwinden? Wahrscheinlich auch nicht. Es ist eine ausgereifte Technologie, die sinnvolle Use Cases hat.

RZ-Design: von Storage bis zur Virtualisierung
04.03.-05.03.2025 in Bonn | online

Der Netzwerk Insider gehört mit seinen Produkt- und Markt-Bewertungen rund um IT-Infrastrukturen zu den führenden deutschen Technologie-Magazinen. Der Bezug des Netzwerk Insiders ist kostenlos.