Vor 20 Jahren wurde im Netzwerk Insider von den Möglichkeiten und Fallstricken bei Voice-over-IP (VoIP) berichtet. Hier befand sich der Markt im Umbruch. Wie steht es heute um Kommunikation und VoIP?
VoIP vor 20 Jahren
Vor 20 Jahren wurde VoIP immer präsenter und konnte bei der Erneuerung einer Kommunikations-Infrastruktur eigentlich nicht mehr ignoriert werden. Zwar gab es immer noch den einen oder anderen Fallstrick, doch die Vorteile nahmen Überhand. Welche Lösung dabei am Ende eingesetzt wurde, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Man denke nur an die lange Lebensdauer von ISDN, als die Telekom eigentlich schon alles auf IP-Telefonie umstellen wollte.
Es existierten schon damals Lösungen, die den Fokus auf unterschiedliche Bereiche legten. Von einer reinen „Ersatzplattform“ für das klassische Telefon über Telefonie vom Arbeitsplatzrechner aus (Stichwort Softphones) bis hin zu „Rundum-Glücklich-Lösungen“, die mit Instant Messaging und Anbindung an zentrale Kalender glänzen konnten.
Die Hersteller-Landschaft war seinerzeit bunt gemischt. Von großen Herstellern wie Cisco über klassische Anbieter wie Siemens oder Nortel bis hin zu kleineren Unternehmen. Es war also sehr interessant, jedoch auch aufwendig, den Markt für eine anstehende Umstellung zu sichten.
Die Situation heute
Erstaunlicherweise kommen mir viele Punkte des damaligen Geleits noch immer sehr bekannt vor. Die Frage, welchen Funktionsumfang eine Kommunikationslösung denn nun wirklich braucht, stellt sich auch heute immer wieder. Ebenso bietet der Markt, ähnlich wie damals, eine interessante Mischung aus großen Playern und kleineren Start-Ups. Erstere bieten sehr umfangreiche Lösungen an, letztere beschäftigen sich mit der optimalen Abdeckung bestimmter Anforderungen.
Was die richtige Lösung für das eigene Unternehmen angeht: Es ist nicht wirklich leichter geworden, die richtige Entscheidung zu treffen. Gerade das Thema DSGVO spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle, ganz besonders deshalb, weil viele Kommunikationsdienste heute nur noch „as-a-Service“ aus der Cloud beziehbar sind, meistens von US-amerikanischen Anbietern.
In der gegenwärtigen, ständig kommunizierenden Welt kommt noch hinzu, dass wichtige aktuelle oder zukünftige Partner vielleicht schon eine Entscheidung getroffen haben. Und wie vor 20 Jahren sind nicht alle Lösungen zueinander kompatibel. Hier ist es sogar potentiell schlimmer geworden. Aus dem Beratungsalltag kann ich sagen: Ich habe die Übersicht über die ganzen Kommunikations- und Videokonferenz-Clients verloren, die ich in den letzten Jahren eingesetzt habe. Zwar ist die Teilnahme an einer Videokonferenz über Browser oder Client meist problemlos möglich, doch wenn Daten an irgendeiner Stelle geteilt werden, ist die Übertragung in die eigene Lösung zumindest lästig. Über eine Migration von einem Tool in ein anderes haben wir dabei noch nicht gesprochen!
Fazit
Bei der Wahl der richtigen Kommunikationslösung hat sich hinsichtlich Kompatibilität erstaunlich wenig geändert. Auch wenn der Funktionsumfang deutlich gewachsen ist, so gibt es immer noch viele nebeneinander existierende, zueinander inkompatible Lösungen. Glücklicherweise hat sich in den Bereichen Usability und Sicherheit einiges getan. Dabei mag es bei der erwähnten Inkompatibilität fast ironisch wirken, dass zwei Mechanismen sich immer noch halten, obwohl sie in der kurzlebigen IT-Welt als Dinosaurier gelten: Telefon und E-Mail, dank einer globalen und herstellerunabhängigen, eindeutigen Adresse. Die genaue technische Umsetzung gerade der Telefonie mag sich zwar verändert haben, doch wenn ich mein Telefon (mobil, stationär oder als Software) nehme und eine Telefonnummer wähle, bin ich mir sicher, dass das Telefon (oder Softphone, oder Smartphone) auf der anderen Seite klingelt und man miteinander reden kann.