Unternehmen profitieren auf ihren iOS-Geräten von den neuen iOS-Funktionen maßgeblich. Systemadministratoren können nun iOS-Funktionen für den Unternehmens- und den privaten Gebrauch trennen (User Enrollment). Dies erleichtert die Implementierung von Richtlinien für BYOD (Bring-Your-Own-Device).
Aber lassen Sie uns die Vorteile, die iOS 13 und iPadOS mit sich bringen, genauer untersuchen.
Wichtige neue Funktionen in iOS 13
Insgesamt führt Apple im neuen iOS 13 ein Dutzend neuer Funktionen ein, die es Administratoren ermöglichen sollen, eine umfassendere Gerätestrategie für mobile Mitarbeiter zu implementieren. So ermöglicht die Datentrennung für BYOD-Anwendungsfälle eine neue Verwaltungsmethode, bei der Systemadministratoren Unternehmensdaten schützen und gleichzeitig die Privatsphäre der Benutzer wahren können. So ist es beispielsweise nicht erforderlich, ein gesamtes Gerät zu löschen, wenn es verloren geht oder gestohlen wird.
Apple führt für Consumer mit „Sign in with Apple“ eine Möglichkeit ein, sich komfortabel per Apple 2FA (2-Factor-Authentication) an Cloud-Diensten anzumelden. Für Unternehmen taugt diese Möglichkeit jedoch nicht, da eine Nutzung mit den verwalteten Apple-IDs einer Organisation nicht möglich ist. Mit der in iOS 13 enthaltenen Single-Sign-on-Erweiterung adressiert der Hersteller aus Cupertino genau die Bedarfe jener Organisationen. So bietet iOS nun spezielle APIs an, damit die unternehmenseigenen (oder Cloud-basierten) Identity-Provider Dritthersteller-App-übergreifend genutzt werden können.
Neue Enterprise-Funktionen in iPadOS
Sowohl Systemadministratoren und Entwickler als auch Endbenutzer erhalten eine Reihe neuer Funktionen mit iOS 13. Diese unterteilen sich in wegweisende Neuerungen, aber auch in Verbesserungen des bestehenden Systems.
So bietet iOS 13 nun die Möglichkeit, Anhänge zu Kalenderereignissen hinzuzufügen, das Erstellen von E-Mails mit neuen Textformatierungsoptionen zu vereinfachen und das Control-Center mit Haptic-Touch effizienter zu bedienen (z.B. bei der WLAN-Auswahl).
Aber iOS bietet viele neue Funktionen, die sich in erster Linie nicht an die Konsumenten, sondern an die Unternehmensanwender richten.
Eine wesentliche Verbesserung ist beispielsweise die Möglichkeit, einem iPad eine Maus (per USB, Bluetooth) hinzuzufügen. Zusätzlich können auch mehrere Tasten einer Maus mit verschiedenen Funktionen kombiniert werden. Mir selbst ist auch die Verbindung einer Präsentationsfernbedienung für die Präsentation von PowerPoint-Folien per Fernbedienung gelungen.
Abbildung 1: Haptic-Touch steht nun auf allen iOS-Geräten (auch dem iPad) zur Verfügung
Auf dem iPad bietet iPadOS auch neue Multitasking-Funktionen, die einen wichtigen Schritt zur Umwandlung des iPads in einen leichtgewichtigen produktiven Arbeitsplatz darstellen. In der geteilten Ansicht ist es nun auch möglich, zwei Fenster von der gleichen App nebeneinander (Space) einzublenden. Geöffnete Apps können nun übersichtlich in einer Expose-Ansicht eingeblendet werden. Auch das Verwenden von Apps auf mehreren Ansichten (Spaces) ist möglich.
Die neue Sidecar-Funktion richtet sich ebenfalls an professionelle Anwender, die sowohl iPads als auch macOS-Systeme für die Arbeit verwenden. Diese Funktion erlaubt es, macOS Catalina mit dem iPad zu verbinden. Für einen mobilen Mitarbeiter bedeutet dies, dass er nun den Bildschirm des iPads voll ausnutzen kann, indem er den Desktop des Macs spiegelt oder erweitert und so einen flexiblen Arbeitsbereich schafft. Hier hört Apple jedoch nicht auf. Auch das Bedienen und eine spezielle Optimierung auf den Apple Pencil zur Anwendereingabe werden ebenfalls ermöglicht.
Auch im Bereich der Anwenderinteraktion durch Gesten hat Apple nachgebessert. Auch wenn diese Gesten ebenso auf einem iPhone funktionieren, ergeben diese eigentlich nur auf einem iPad aufgrund seiner physikalischen Größe einen Sinn.
Das Markieren von Texten und das Positionieren des Cursors erfolgt nun einfach durch Fingerauflegen. Das Selektieren von Auswahllisten (z.B. mehrere E-Mails in einer Liste) erfolgt durch Wischen mit zwei Fingern über die Liste hinweg. Gerade aus geschäftlicher Sicht sind diese Möglichkeiten zur Textauswahl und die intelligente Textauswahl vielversprechend.
Das Thema „Dateisystem“ auf dem iPad ist so alt wie das iPad selbst. Apple hat mit den „Document Provider“-APIs mehrere Anläufe unternommen, die weder von Unternehmen, App-Entwicklern oder MDM-Herstellern aufgegriffen wurden.
Nun geht Apple einen kräftigen evolutionären Schritt weiter und hebt die API und die per Dateien-App gebotenen Möglichkeiten deutlich an. So bietet die aktuelle Überarbeitung mit iOS 13 die Möglichkeit, USB-Sticks und andere Massenspeicher (HDD, SSD, SD-Karten) zu verwenden. Apps können nicht nur Daten darauf ablegen. Auch das Bearbeiten direkt auf dem Massenspeicher ist möglich.
Einzige Einschränkung bei der verwendeten Art an Massenspeicher ist der jeweilige Strombedarf des Speichermediums. Bei Geräten mit erhöhtem Hunger nach Energie bedarf es eines Adapters mit zusätzlicher Stromversorgung. Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass auch ein iPhone diese Geräte (mit entsprechendem Adapter) nutzen kann.
Neben diesen Massenspeichern erlaubt Apple nun auch das direkte Nutzen von SMB-Dateiservern in der Dateien-App. Auch das Ablegen von Daten in einem „lokalen“ Verzeichnis auf dem iOS-Gerät selbst ist nun möglich.
Textbausteine können nun mit einer Drei-Finger-Zwick-Geste kopiert (copy) und mit der gegenläufigen Geste eingefügt (paste) werden. Zum systemweiten Rückgängigmachen (undo) steht eine Drei-Finger-Wisch-Geste zur Verfügung. Ein Wisch nach links nimmt die letzte Eingabe zurück. Ein Wisch nach rechts stellt diese wieder her (redo). Diese Gesten lösen damit die bisherigen Methoden wie die Lupe zur Positionierung oder das Schütteln des Gerätes zum Rückgängigmachen ab.
Die iPad-Version des Safari-Webbrowsers, der sich jetzt als macOS-Webbrowser und nicht als mobiler Browser ausweist, unterstützt jetzt die „echte“ Desktop-Darstellung von Webseiten und Web-Apps wie Google Docs oder WordPress. Dies stellt einen weiteren Produktivitätsschub für mobile Mitarbeiter dar. Bei der reinen Darstellung hört der Browser allerdings nicht auf. Auch das Überführen der „Maus“-Bedienelemente auf eine Touch-basierte Bedienung wird vollzogen. Als Wortwahl sollte daher von Desktop-Class-Qualitäten gesprochen werden. Das Einführen eines Download-Managers und die Möglichkeit, eine Webseite zu zoomen und permanent im Reader-Modus zu öffnen, runden das Bild ab.
Ausblick und Einschätzung
Am 15. Oktober 2019 verkündete Apple (https://developer.apple.com/support/app-store/), dass 50-Prozent aller iOS-Geräte, die jüngst den iOS-AppStore genutzt haben, auf iOS 13 arbeiten. Spannend ist jedoch, dass Apple eine weitere Statistik offenlegt. Dort heißt es, dass sogar 55 Prozent aller iOS-Geräte auf iOS 13 laufen. Dieser Fakt ist spannend, denn die meisten der aktiv genutzten Geräte im Markt sind nicht älter als 4 Jahre.
Abbildung 2: Sidecar in Aktion
Das neue iOS 13 ist eine enorme Verbesserung gegenüber Apples bisherigen Versionen. Mit iOS 13 können Unternehmen eine zuverlässigere Strategie für mobile Geräte entwickeln und unterstützen. Die Einführung von iPadOS fühlt sich trotzdem nur wie ein erster Schritt an und nicht wie ein endgültig abschließender. Technologisch ist iPadOS identisch zu iOS 13.
Die Namensgebung signalisiert, dass Apple bestrebt ist, das iPad zu einem voll ausgestatteten Gerät für Geschäftsanwendungen zu machen. Offensichtlich ist
die neue Generation von iPads mit großem Bildschirm für mobile Geschäftsanwender konzipiert, während das iPadOS eine umfassendere Implementierung von BYOD-Anwendungsfällen ermöglicht und sowohl verbesserte Sicherheits- als auch Produktivitätsfunktionen bietet. Dass man mit USB-C auf dem iPad Pro nun auch eine Stromquelle für andere Geräte hat (es fungiert auch als Powerbank für Dritthardware), dürfte in einigen Situationen hilfreich sein.
Unter Berücksichtigung aller Neuerungen im Betriebssystem und auf Hardwareebene darf davon ausgegangen werden, dass viele Laptop-Modelle, die von Geschäftsanwendern genutzt werden, durch iPads abgelöst werden könnten. Dies ist eine gute Nachricht, da die meisten IT-Strategien in Unternehmen sich derzeit noch zu stark auf die klassische IT-Implementierungen auswirken als auf den Einsatz moderner mobiler Arbeitskonzepte.