Wenn man mit einigen Repräsentanten von Netz-Carriern spricht, gewinnt man den Eindruck, diese Service-Provider seien fest entschlossen, Endkunden keine reinen Glasfasern (Dark Fiber) mehr zu vermieten. Diese demonstrative Entschlossenheit ist nicht neu. Seit Jahren hören wir davon.
Natürlich liegt es im Interesse der Carrier, mehr Umsatz zu generieren. Für die reinen Glasfasern können sie nicht so viel Miete verlangen wie für die Bereitstellung eines Übertragungskanals gemäß einem bestimmten Protokoll (meistens Ethernet und weniger häufig Fiber Channel) und mit einer bestimmten Übertragungsrate. Für die Bereitstellung solcher Kanäle wird neben den Glasfasern auch aktive Technik benötigt. Sie kostet Geld, und es ist legitim, dafür Geld zu verlangen.
Liegt der Verzicht auf Dark Fiber zugunsten von Übertragungskanälen mit einem bestimmten Protokoll und einer bestimmten Bitrate im Interesse der Endkunden? Die Antwort ist ein klares Nein. Erstens wird für die aktive Technik einfach zu viel Geld verlangt. Oft ist es für die Endkunden wirtschaftlicher, die aktive Technik, vor allem Dense Wavelength Division Multiplexer (DWDM), selbst zu beschaffen. Zweitens leiden die Provider auch unter Fachkräftemangel und zu wenig Diversität bei Bezug aktiver Netztechnik. Von ihnen komplexere Dienste zu beziehen geht meistens mit langen Bereitstellungszeiten einher. Besser wäre, für die aktive Technik vom Dark-Fiber-Anbieter unabhängig zu sein. Drittens wollen immer mehr Endkunden ihre Daten selbst verschlüsseln, was mit ausreichendem Durchsatz nur mittels eigener DWDM-Komponenten möglich ist.
Setzen sich im Markt Provider durch, die den Endkunden Dark Fiber vorenthalten wollen? Bisher war das zum Glück nicht der Fall. Kein einzelner Provider kann diktieren, wie der Markt auszusehen hat. Auch bei Dark Fiber gibt es zum Glück Wettbewerb, denn in der Regel benötigen Endkunden Dark Fiber mit überschaubarer Länge und einem Verlauf durch städtisches oder stadtnahes Gebiet. In städtischen und stadtnahen Gegenden gibt es diverse Versorger, die Kabel verlegen können.
Bevor ein Provider stur bei der Verweigerungshaltung bleibt und damit auf einen Auftrag verzichtet, wird er eher die durchaus vorhandene Marge bei der Vermietung von Dark Fiber mitnehmen wollen. Empfehlung für Endkunden: Wenn Sie – vor allem für Kopplung verschiedener Rechenzentren – Dark Fiber benötigen, dürfen Sie sich von einer ersten Verweigerungshaltung bestimmter Carrier nicht beeindrucken lassen.