Auf den EU-Gesetzgebungsprozess zur Künstlichen Intelligenz (KI) ist ComConsult in einem Blog und einem Artikel im Netzwerk Insider eingegangen. KI wird jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit hauptsächlich für die globale Nutzung entwickelt werden. Deshalb lohnt es sich zu schauen, wie sich die Regulierung von KI weltweit entwickelt. Es droht nämlich ein Chaos: Von gar keiner Regulierung bis sehr strikte Vorgaben gibt es alles.
Interessanterweise sind die Extreme beide in Asien zu finden: Indien will den Weg gehen, auf eine spezifische KI-Regulierung zu verzichten und, falls es Bedarf für Regulierung geben sollte, bestehende Regeln auch auf KI anzuwenden. Dagegen ist China am weitesten gegangen: Die ersten KI-bezogenen Vorschriften sind dort bereits in Kraft. Zusammengefasst lässt sich der chinesische Weg so beschreiben, dass öffentlich zugängliche KI strikt reguliert wird, während darauf bei Lösungen, die in der Wirtschaft genutzt werden, verzichtet wird. Demnach wird es in China Produkte und Lösungen geben, die Unternehmen beschaffen können, Privatpersonen jedoch nicht. Das wäre ungefähr vergleichbar mit potenziell gefährlichen Chemikalien.
Einen weitgehenden Verzicht auf KI-Regulierung gibt es bisher auch im Vereinigten Königreich. Es darf gemutmaßt werden, was die Verzichtfraktion umtreibt. Bei der Regierung in London mag die Überlegung im Spiel sein, dem flüchtigen KI-Kapital aus der EU Asyl zu gewähren, wie das London zum Beispiel bei der Gentechnik macht. Indien mag eine ähnliche Motivation haben. Bekanntlich ist Indien in Sachen Software-Entwicklung Spitzenreiter. Dort gibt es schon Chatbots für spirituelle Betreuung. Fragt man den einen Bot, ob es für Hindus legitim sei, Menschen zu töten, wird die Frage strikt verneint. Ein anderer Bot differenziert und hält das Töten in bestimmten Situationen für zulässig.
Die EU ist zwar nicht so schnell und vielleicht nicht so streng wie China, will aber offenbar einen ähnlichen Weg gehen. In der EU-Gesetzgebung wird nicht zwischen dem öffentlichen und dem nichtöffentlichen Bereich differenziert, sondern zwischen Hochrisikobereichen wie der Medizin und anderen Anwendungsfeldern.
In den USA gibt es bisher keinen formalen Gesetzgebungsprozess für KI-Regulierung, sondern nur eine Denkschrift der Regierung für ein künftiges Gesetz über KI-bezogene Rechte („AI Bill of Rights“). Ferner hat der Mehrheitsführer im Senat im Juni 2023 einen Plan für KI-Regulierung angekündigt.
Da sich das internationale Chaos bereits abzeichnet, befasst sich auch die G7 mit der KI-Regulierung. China und Indien gehören jedoch nicht zur G7. Also spricht man in der EU über einen möglichen international abgestimmten Verhaltenskodex, den die KI-Firmen unterschreiben sollen.
Sorgen über Risiken unregulierter KI gibt es aus diversen Gründen. Dazu gehören: KI-generierte toxische Sprache und Desinformation, Diskriminierung bestimmter Gruppen durch KI sowie unentdeckte Probleme durch intransparente KI-Systeme. Es gibt ebenso die Befürchtung, KI könne viele Jobs kosten. Und nicht zu vergessen die große Angst davor, dass unkontrollierte KI eines Tages die Macht über die Menschheit erlangen könne.