Ein Leben außerhalb von UCC
06.12.2019
Unified Communications & Collaboration (UCC) ist kein neues Thema mehr. Kein Projekt zur Modernisierung im Bereich Kommunikation wird ohne UCC umgesetzt. Die Projektauftraggeber kommen immer mehr aus dem Bereich IT und definieren die Ziele passend für den Büro-Arbeitsplatz. Dabei werden die gesamten Anforderungen des Unternehmens im Bereich Kommunikation oft nicht betrachtet. Klassische Themen der Telekommunikation (TK) sind jedoch genauso wichtig wie Anforderungen im Bereich UCC.
Herausforderung klassische TK-Technik
Die Antwort auf die Frage, wie viel UCC und wie viel TK das Business braucht, ist ganz einfach: Es kommt auf den Bedarf an. Technik und Leistungsmerkmale von UCC decken nur einen bestimmten Teil der Anforderungen an eine Kommunikationslösung ab. Zudem kann nicht jeder Arbeitsplatz UCC nutzen bzw. UCC in vollem Umfang ergibt mitunter keinen Sinn. Klassische TK-Technik und TK-Leistungsmerkmale wie z.B. Analoge Anschlüsse, DECT, Alarm-Server oder Manager-Assistant-Schaltung, Vermittlungsplatz, Notruf usw. müssen bedarfsgerecht umgesetzt werden.
Ein häufiger Fehler in UCC-Projekten ist, klassische TK-Themen zu vernachlässigen oder im schlimmsten Fall gar nicht zu betrachten.
Ziel einer unternehmensweiten Kommunikationslösung muss sein, die Leistungen von UCC und TK derart im Unternehmen einzusetzen, dass die Tätigkeiten für das Kerngeschäft unterstützt werden. Der Büro-Arbeitsplatz hat andere Anforderungen an Kommunikation als ein Arbeitsplatz im Produktionsbereich.
Immer wieder steht die Aussage im Raum, alte (TK-)Zöpfe innerhalb von UCC-Projekten abzuschneiden. Was aber, wenn z.B. bestehende Analoganschlüsse über lange Kabelstrecken weiter betrieben werden müssen? Denkmalgeschützte Gebäude lassen nicht immer eine neue LAN-Verkabelung zu, oder sie ist z.B. im U-Bahn-Tunnel mit vertretbarem Aufwand nicht möglich. Gabelstaplerfahren geht ohne UCC, hier ist mobile Kommunikation z.B. über DECT eine Lösung. Unternehmen im Bereich Maschinenbau und Automobilindustrie besitzen aus guten Gründen DECT-Infrastrukturen mit zum Teil über 10.000 DECT-Endgeräten auf einem Gelände.
Das Thema Notruf lässt keinen Spielraum zu. Hier sind ebenfalls nicht alle möglichen Szenarien mit UCC zu realisieren. Arbeitsbereiche ohne Büro-Arbeitsplätze, Produktionsumgebungen und öffentliche Bereiche müssen berücksichtigt werden. Telefonie unabhängig von einem PC-Client und unabhängig von UCC muss in diesen Fällen mit TK-Technik umgesetzt werden.
Anforderungsgerechte Umsetzung von TK und UCC
Am Anfang einer anforderungsgerechten und zielgerichteten Umsetzung von Projekten steht immer eine Analyse. Die Ergebnisse werden in einem Konzept für die Kommunikationslösung festgelegt. Innerhalb des Konzeptes werden die Details zur Umsetzung der TK- und UCC–Lösung beschrieben.
Grundsätzlich sollten bei einem Konzept für die Kommunikationslösung alle bestehenden Funktionen und Leistungsmerkmale hinterfragt werden. Eine generelle Abkehr von TK-Technik und TK-Leistungsmerkmalen ist dabei jedoch unrealistisch. Bestehende Infrastrukturen, Gebäudetechnik, geografische Besonderheiten, Anforderungen durch das Kerngeschäft (z.B. Maschinenbau, Logistik/Lagerhaltung, medizinische Einrichtungen usw.) geben vor, was benötigt wird, und das ist oft nicht UCC, sondern TK-Technik und TK-Leistungsmerkmale.
Die Ergebnisse einer Analyse lassen sich aus Erfahrung der ComConsult sehr gut in Anwendungsprofilen darstellen. Neben den ebenfalls erforderlichen Architekturplanungen werden Technik und Leistungsmerkmale von UCC und TK den Anwendungsprofilen zugeordnet. Anhand der Anwendungsprofile wird sichtbar, wie viel UCC und wie viel TK tatsächlich benötigt wird. Hier können ebenso Personenprofile abgebildet werden wie Non-Personal-Profile (Besprechungsraum, Aufzug, Flur, Keller, Produktionsbereich, Sicherheitsbereich, Alarm-Szenario usw.).
Ergänzend müssen erweiterte Formen der Kommunikation betrachtet werden, die ebenfalls von UCC nicht abgedeckt werden. Beispielsweise gehören Alarm-Server, Sprachaufzeichnung, Contact Center, Trading System oder SIP Trunk zu einer gesamten Kommunikationslösung. Betrachtet man die Lösungsbeschreibungen der UCC-Hersteller, werden aber genau diese Kommunikationsverfahren nicht dargestellt. Hier wird auf das Eco-System verwiesen, in dem weitere Hersteller und Systemhäuser einzelne Lösungen bieten. Das ist aus Sicht der UCC-Hersteller legitim, für eine Gesamtbetrachtung einer Kommunikationslösung jedoch nicht ausreichend.
Proof of Concept
Nach der Analyse und Konzepterstellung hat sich die Durchführung eines Proof of Concept (PoC) bewährt. Das Zusammenspiel der UCC-Lösung, der verschiedenen TK-Themen und der bestehenden Infrastruktur (Netz, Groupware, ERP/CRM, Directory usw.) kommt auf den Prüfstand. Mit dem PoC und den daraus resultierenden Ergebnissen lässt sich das Konzept vor der produktiven Implementierung anpassen. In einen PoC investierte Zeit und das investierte Geld werden zum Teil durch eine schnellere und reibungslosere Umsetzung zurückgewonnen.
Kommunikationslösung mit UCC und TK
Weder UCC noch TK lässt sich losgelöst voneinander betrachten. Die bedarfsgerechte Kombination ist die Kommunikationslösung für das Unternehmen. Leistungsmerkmale von UCC wie Präsenzanzeige, Chat, Application Sharing, Videokonferenz und Team-orientierte Zusammenarbeit gehören ebenso dazu wie Analoganschlüsse, DECT, Fax, Alarm-Server, Contact Center und natürlich die Umsetzung von Notruf.
Der Netzwerk Insider gehört mit seinen Produkt- und Markt-Bewertungen rund um IT-Infrastrukturen zu den führenden deutschen Technologie-Magazinen. Der Bezug des Netzwerk Insiders ist kostenlos.