Georedundanz für Rechenzentren bedeutet laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), dass sich Redundanz gebende Rechenzentren mindestens 200 km Luftlinie voneinander entfernt sind. Ferner verbietet sich gemäß BSI-Leitlinien der Neubau von Rechenzentren in der Umgebung von Orten besonderer Gefährdung. Solche Orte sind Kernkraftwerke, große chemische Fabriken, Munitionslager, Tankstellen etc. sowie alle für Gefahrgut nutzbare Straßen und Schienen.
Der Versuch, bei einer RZ-Neuansiedelung in Deutschland über die hohen vom BSI gestellten Hürden zu kommen, kann zu einem Ausschluss der ganzen Fläche der Bundesrepublik von der Standortwahl führen.
Andere Länder sind größer. Da kann man geeignete Orte für Datacenter leichter finden. Eine andere Frage ist jedoch, ob die Nutzung eines Rechenzentrums im Ausland datenschutzrechtlich zulässig ist.
Je nach Anforderungen wird man in Norwegen fündig. Norwegen gehört zwar nicht zur EU, aber zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR), in dem die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) auch gilt. Insofern ist Norwegen datenschutzrechtlich wie ein EU-Land einzustufen.
Norwegen ist nicht so dicht wie Deutschland mit Orten besonderer Gefährdung gepflastert, die der Ansiedelung eines Rechenzentrums im Wege stehen.
Eine europäische Lösung für RZ-Positionierung kann daher die Nutzung des Lefdal Mine Datacenter (LMD) knapp 400 km nordwestlich der norwegischen Hauptstadt Oslo sein. Wie aus dem Namen ersichtlich, handelt es sich um ein ehemaliges Bergwerk. Darin sind laut LMD 75 Räume mit einer Gesamtfläche von 120.000 m2 untergebracht. Der Betreiber gibt an, das RZ ausschließlich mit erneuerbaren Energiequellen zu betreiben. Nutzung von Meerwasser und große Effizienz bei Kühlung machen die Lokation aus Energiesicht interessant.
In Lefdal darf man allerdings keine so große Präsenzdichte der Drittanbieter wie im weltweit größten Internet-Knoten Frankfurt erwarten. Ferner ist zu bedenken, dass die Kabelverbindung zwischen Deutschland und Lefdal selbst bei einer günstigen Providernetztopologie ca. 2.000 km betragen kann. Dies würde einer Signalumlaufzeit (Round Trip Time, RTT) von 20 Millisekunden zwischen Deutschland und Lefdal entsprechen. Insofern ist an die synchrone Datenhaltung zwischen Lefdal und einem RZ in Deutschland bei den meisten Anwendungen kaum zu denken. Georedundanz nach BSI-Definition bedeutet jedoch ohnehin asynchrone Datenhaltung, wenn die 200 km Luftlinie einzuhalten sind.