Schauen wir uns einige interessante Stadien des Internet Explorer an:
Der Anfang des Internet Explorer
Der Internet Explorer entwickelte sich – wie der Netscape Navigator – aus dem Browser NCSA Mosaic. Zunächst kostenpflichtig, spielte er lange keine große Rolle als Browser. Erst in der Version 3.0 wurde er für Windows 95 optional angeboten und unterstützte grundlegende Funktionen wie Cookies, Verschlüsselung, CSS und JavaScript. Zu diesem Zeitpunkt noch nicht weitverbreitet, wurde er für viele Windows-Versionen (von 3.1 über NT 3.51 bis zu Windows 95) und MacOS kostenlos angeboten.
Doch irgendwann wurde er fester Bestandteil von Windows…
Der Internet Explorer als Teil von Windows – der Aufstieg zum verbreitetsten Browser
Windows 95A und Windows NT 4.0 waren die ersten Windows-Versionen, in die der Internet Explorer tief integriert war. Dadurch, dass man einen Browser „dabeihatte“, brauchte man sich nicht mehr auf die Suche zu machen, wenn man im Internet surfen wollte. Damals befand sich der Internet Explorer wohl immer noch im „Kampf“ gegen den Netscape Navigator. Ein klarer Sieger war zu diesem Zeitpunkt nicht zu erkennen.
Dann wurde der Internet Explorer jedoch relativ schnell der verbreitetste Browser. Schon 1999 hatte er einen Marktanteil von über 60 %.
Mit Windows XP wurde dann der Internet Explorer 6 ausgeliefert. Gerade im Unternehmensumfeld war dieser lange der Status quo. Viele Business-Applikationen wurden speziell für den Internet Explorer in dieser Version entwickelt. Auch Webdesigner haben viel Zeit damit verbracht, Webseiten für den Internet Explorer zu optimieren. Wenn man diesen Browser also von der Arbeit kennt und er bei einem neuen Windows-System dabei ist, kann man ihn natürlich auch privat nutzen…
Bis 2008 hatte der Internet Explorer einen Marktanteil von mehr als 80 %. Diese Verbreitung hat u.a. dazu geführt, dass die Bündelung des Internet Explorer mit Windows auf den Prüfstand kam. Später musste Microsoft eine Möglichkeit implementieren, alternative Browser zu installieren.
Der Niedergang des Internet Explorer
Aber es war nicht alles toll am Internet Explorer: Schon früh wurde er für seine suboptimale Performance und mangelnde Unterstützung für offene Web-Standards kritisiert. Dazu kamen viele Eigenheiten, die bei Webseiten zu Inkompatibilitäten mit anderen Browsern geführt haben. Als Alternativen zum IE gab es zunächst den Netscape Navigator und später Mozilla Firefox und Opera. Gerade unter technikaffinen Nutzern fand Firefox eine gewisse Verbreitung.
Vieles änderte sich mit dem Aufstieg von Google und der zunehmenden Nutzung von Smartphones: Mit der Veröffentlichung von Chrome im Jahr 2008 nahm die Verbreitung des IE immer weiter ab. Obwohl Microsoft viele Schwächen des Internet Explorer mit der Zeit angegangen ist, hat sich der Marktanteil des IE nicht mehr erholt. Die starke Nutzung von Smartphones und den darauf vorhandenen Browsern, v.a. Safari (Apple iOS) und Chrome (Google Android) hat diesen Abstieg noch weiter beschleunigt. Heute hat der Internet Explorer einen Marktanteil von ca. 2,8 %. Interessanterweise ist dieser Anteil noch höher als der von Edge (2 %). Edge Chromium liegt bei ca. 4 %.
Ein weiterer Punkt, der sehr häufig am Internet Explorer kritisiert wurde: Die Sicherheit:
Sicherheit im Internet Explorer – das Sorgenkind
Gerade zu Zeiten von Windows XP hat sich der IE neben seinen Inkompatibilitäten vor allem durch seine vielen Sicherheitslücken „ausgezeichnet“. Immer wieder wurden schwere Sicherheitslücken bekannt, über die Angreifer mit relativ wenig Aufwand den Rechner eines Opfers übernehmen konnten. Insbesondere die enge Verzahnung mit dem Betriebssystem hat hier seinen Teil beigetragen.
Auf der anderen Seite hat Microsoft aus den vielen Sicherheitslücken gelernt und einen sehr guten Standard für die sichere Software entwickelt: den Security Development Lifecycle (SDL). Also hat der IE auch hier einen positiven Einfluss gehabt.
Wie sieht es heute aus? Wer beerbt den Internet Explorer?
Edge – der Nachfahre des Internet Explorer
Die vielen Schwierigkeiten des Internet Explorer haben Microsoft letzten Endes dazu gebracht, Edge zu entwickeln. Die Namensänderung sollte man dabei nicht unterschätzen. Damit hat Microsoft indirekt zugegeben, dass der IE keine Zukunft hat, was durch die Ankündigung des Support-Endes noch einmal betont wird. Auch Edge wurde mittlerweile durch Edge Chromium ersetzt. Hiermit hat Microsoft zusätzlich gezeigt, dass die Entwicklung eines eigenen Browsers keine Priorität mehr hat.
Aufgrund der früheren Verbreitung des Internet Explorer in Unternehmen und bei Business-Applikationen wird es trotz allem einen Kompatibilitätsmodus in Edge geben, um eventuelle Legacy-Anwendungen weiter nutzen zu können. Wie lange es diesen Kompatibilitätsmodus geben wird, ist noch nicht abzusehen. Das heißt der Internet Explorer ist zwar tot, lebt aber in Teilen weiter.
Jedoch muss das Ende des Internet Explorer auch mit einem weinenden Auge betrachtet werden: So viele Schwierigkeiten der Internet Explorer hatte oder gemacht hat, die Umstellung des in Windows integrierten Browsers auf die Chromium-Engine hat auch ihre Schattenseiten. Chromium ist schnell und standardkonform, jedoch die Vielfalt der Browser nimmt weiter ab. Denn Chromium ist die Basis für die meisten aktuellen Browser, darunter
- Edge Chromium
- Google Chrome
- Opera
- Safari
Damit macht diese Engine mittlerweile ca. 90 % der genutzten Browser aus. Somit sind wir an einem ähnlichen Punkt wie zu den Hochzeiten des IE: Es gibt nicht mehr wirklich Auswahl bei der Browser-Engine, und Webseiten werden stark für Chromium optimiert, sodass andere Browser bei der Webseiten-Entwicklung weniger stark berücksichtigt werden.
Fazit
Nach 25 Jahren nimmt das World Wide Web Abschied vom Internet Explorer. So viele Probleme dieser Browser auch hatte, so sehr hat er das Web geprägt und die Konkurrenz zu Innovationen motiviert. In diesem Sinne: Einen glücklichen Ruhestand!