Damit nicht der falsche Eindruck entsteht, ich sei Urheber des Titels dieses Blogs, weise ich eingehend darauf hin, dass die Ehre der Prägung von „Münchhausen-KI“ anderen gebührt. Einer der ersten von mir gefundenen Texte, in denen dieser Wortlaut verwendet wird, ist von Sabrina Tomasi [1] und wurde bereits 2023 veröffentlicht. Ob die Autorin die erste war, die davon sprach, kann ich nicht sagen. Ich kann nur hinzufügen, dass seit 2023 immer wieder in sozialen Netzen ChatGPT mit Baron Münchhausen verglichen wird.
Für diejenigen, die den Baron nicht kennen: Die Figur lebte im 18. Jahrhundert. Bekannt geworden ist die Person als Geschichtenerzähler. Vielleicht einer der ersten Protagonisten der modernen Aufmerksamkeitsökonomie, erfindet der Baron nicht aus Böswilligkeit das angeblich Erlebte, das jedoch reines Produkt seiner Phantasie ist.
Die Fans von ChatGPT & Co. sprechen verharmlosend von Halluzination, wenn trainierte Sprachmodelle als Münchhausen auftreten. Das Netz ist voll von lustigen und weniger lustigen Beispielen dafür, wie die allwissende KI keine Frage mit „keine Ahnung“ beantwortet, sondern einfach etwas erfindet. Ich füge mein Beispiel dazu: Für ein und dieselbe KI (DeepSeek) ist eine mit mir gleichnamige Person mal ein international renommierter bildender Künstler und mal ein Professor, der schon mal am M.I.T. gelehrt hat. In beiden Fällen musste die KI passen und um Entschuldigung bitten, als ich nach Quellen und Belegen für die Behauptung gefragt habe.
Insofern ist die künstliche schon mal ehrlicher als die menschliche Intelligenz. Welche natürliche Person, die Fakes in die Welt setzt, leistet bereits beim ersten Faktencheck den Offenbarungseid? Ich bin kein versierter Prompt-Engineer für KI, beherzige jedoch ab sofort den mir von mir selbst gegebenen Rat, jeden KI-Bot immer nach Quellen und Belegen zu fragen.
Ich kenne seriöse Wissenschaftler, die angeben, schon lange kaum Suchmaschinen, sondern KI-Chat-Bots zu nutzen. Ich bewundere solche Menschen, die mit der Zeit gehen, denn ich weiß nicht, wie sie das schaffen. Wahrscheinlich bin ich schon zu alt, oder bin in den 25 Jahren intensiver Suchmaschinennutzung einfach schwerfällig geworden. Jedenfalls würde ich es lästig und befremdlich finden, wenn die Suchmaschine erstmal Münchhausen spielte. Der KI verzeiht man offenbar viel. Ich melde mich wieder, sobald ich häufiger zu KI-Bots greifen sollte als zur Suchmaschine.
Verweis
[1] Tomasi, S.: Künstliche-Intelligenz-Modelle und Ethik, https://www.dauleben.de/ki-modelle-und-ethik/