Die aktuelle Unwetterkatastrophe führt es vor: Kommunikation ist in Ausnahmesituationen ein sehr wichtiger Faktor. Material, Gerätschaften, einsatzbereite Profis und Hilfsbereitschaft weiterer Personen kommen sonst nicht an oder werden gar ungewollt behindert.
Verfolgt man die Berichterstattung zu den katastrophalen Folgen der aktuellen Unwetter und Überschwemmungen, sieht man Erschütterndes.
Es gibt aber auch einiges an positiven Eindrücken, zumindest für einen aus der IT-Branche kommenden Katastrophenschutz-Laien:
Wo die lokalen Kapazitäten von Feuerwehr, Rettungsdienst usw. überfordert sind, ist sehr schnell überregionale Unterstützung nötig. Wo Gerätschaften von Feuerwehr oder THW gegen aufgetürmte Schuttberge chancenlos sind, ist bald Bundeswehr-Equipment wie Räumpanzer zur Stelle. Auch in der nicht selbst betroffenen Bevölkerung scheinen die Plünderer, Katastrophen-Touristen und Selfie-Gaffer in der Minderheit zu sein. Menschen kommen spontan, auch von weiter her, um bei den Aufräumarbeiten zu helfen. Andere stellen in kürzester Zeit Sachspenden zur Verfügung. Medien wie Rundfunk und Lokalfernsehen in betroffenen Gebieten organisieren spontan Möglichkeiten, über die hilfsbereite Handwerker und Betroffene mit konkreten Hilferufen zusammenfinden können.
Hier kann und muss man erst einmal „danke“ sagen.
Über solche Eindrücke kann man sich nicht nur freuen, darauf kann man aufbauen – indem man aufmerksam beobachtet, wo es im aktuellen Fall punktuell „klemmt“:
Institutionen, die geübt im Verteilen von Sachspenden sind, bitten wegen Überlastung oder Platzmangels um vorherige telefonische Abstimmung, ehe man Weiteres abgibt. Motivierte private Helfer fahren zu betroffenen Orten, kommen aber nicht oder nur schwer bis ans Ziel – und behindern durch entstehende Staus ungewollt die Rettungs- und Räum-Profis. Überregional erbetene Unterstützung kommt an, wird aber wegen zwischenzeitlich geänderter Lage vor Ort nicht gebraucht. Da sie dies zu spät erfährt, kann sie zunächst nur „nach Hause“ fahren und neu ansetzen – statt direkt zu einem anderen Ort mit akutem Bedarf umgeleitet zu werden.
Bitte nicht falsch verstehen, dies soll keine abwertende Pannensammlung sein.
Vielmehr sollen diese Fälle einen ganz wichtigen Aspekt herausstellen, auf den man für zukünftige Katastrophenlagen, doch auch für den eigenen Alltag genauer schauen sollte:
Damit in Ausnahmesituationen vorhandene Mittel und bereitstehende Helfer optimal dahin kommen, wo sie nützen und gebraucht werden, ist funktionierende Kommunikation ungeheuer wichtig.
Wo im normalen Alltag spontane Reaktionen schon toll und auch ausreichend sind, muss in Ausnahmesituationen koordiniert und abgesprochen werden, was wann und wo sinnvoll ist. Das funktioniert nur im Dialog. Ergebnisse kann man dann „verkünden“, und dafür alle für solche One-Way-Information geeigneten Kanäle nutzen. Vorher müssen allerdings die richtigen Personen miteinander reden können, um Optionen und Einschätzungen auszutauschen und schließlich zu entscheiden, wie man vorgeht. Hierzu sollte man gezielt gute Voraussetzungen schaffen, gerade für nicht ganz alltägliche Situationen.
Voraussetzungen dafür:
- Die notwendigen Gesprächspartner müssen sich erreichen können.
Erreichbarkeit kann man üben. Dabei wird man aufschlussreiche Erfahrungen machen und erkennen, wo man besser werden kann und sollte. - Die zur Kommunikation genutzte Ausstattung darf nicht ausgerechnet dann schwächeln, wenn ein solches Gespräch läuft.
Beispiel: Ein Smartphone mit einem fast leeren Akku wird hier leicht zu einem schädlichen „Dumm-Phone“. Ideen, um das besser als bisher zu vermeiden? - Für typische Fälle ist man vorbereitet, hat diese schon einmal durchgespielt bzw. kann auf vorbereitete Optionen zurückgreifen und diese als erstes diskutieren.
Flexibel reagieren können ist im Notfall eigentlich immer nötig. Improvisation ab Minute eins des Notfallgesprächs führt aber schnell zu hektischem Gesprächs-Chaos, bis jemand ein Machtwort spricht und für Ruhe und Struktur sorgt. So wird Zeit verschenkt, es kann sogar durch zu spät entschiedene Erstmaßnahmen unnötiger Schaden entstehen.
Dies sind nur ein paar Punkte, an denen man ansetzen und nochmal nachdenken kann, ob man für Kommunikationsfähigkeit in nicht alltäglichen Situationen schon alle machbaren Vorkehrungen getroffen hat. Als nochmaliger Denkanstoß sollen sie an dieser Stelle reichen.