Der Netzwerk Insider September 2020
Fax – Was war, was ist, was kommt
Der schottische Uhrmacher Alexander Bain konstruierte bereits 1843 einen Kopiertelegrafen, der es ermöglichte, Handschriften und Zeichnungen elektrisch zu übertragen. Sein System wurde durch Frederick Collier Bakewell im Jahr 1847 verbessert, indem er das zu übertragende Bild auf einer rotierenden Walze aufspannte und Bildelement für Bildelement durch einen Metallstift schraublinienförmig abtastete. Die Registrierung erfolgte auf der Empfangsseite in ähnlicher Weise. Der erste kommerzielle Telefaxdienst wurde 1865 zwischen Paris und Lyon mit Pantelegraphen eingerichtet.
Die frühen Bildtelegraphen wurden aufgrund von Aufwand und Kosten nur selten eingesetzt, etwa in der Polizeiverwaltung und in Zeitungsredaktionen. Erste Prototypen der uns bekannten Telefaxgeneration finden sich in Deutschland seit den 1970er-Jahren, damals noch unter der Bezeichnung Fernkopierer. Erst im Jahr 1979 wurde der Faxdienst durch die Deutsche Bundespost offiziell eingeführt [1].
Moderne Gebäude: Eine Netzplanung für alle?
Plant man heute die IT-Infrastruktur eines Gebäudes, wird man schnell bemerken, dass immer mehr smarte Technologien ins Gebäude drängen. Das gilt besonders in Neubauten. Auch im Bestand wird immer mehr IP-basierte Kommunikation in bisher ungewohnten Bereichen etabliert. Das Gebäude der Zukunft braucht IT-Infrastrukturen, die über unterschiedliche Gewerke hinweg verschiedenste Endgeräte und Technologien auf IP-Basis vereinen. Diese übergreifende Betrachtung muss in der Netzplanung berücksichtigt und weitergeführt werden.
In den Diskussionen bei unseren Seminaren zum Thema „IT-Infrastruktur für das Gebäude der Zukunft“ zeigt sich immer wieder, wie relevant heute die grundlegende Planung eines Netzes ist. Das sehen wir ebenso in praktischen Projekten zur Konzeption und Umsetzung. Was dies für das Gebäude der Zukunft und die verschiedenen Bereiche, wie bspw. die Gebäudeautomatisierung bedeutet, betrachten wir in diesem Artikel.
Dr. Johannes Dams
ComConsultIT Made in Europe
Es gab seit dem Erscheinen meines letzten Geleits zwei aufsehenerregende Nachrichten, die ich in Zusammenhang mit der schon von mir erwähnten digitalen Souveränität hervorheben möchte. Die eine Nachricht betraf das juristische Ende des sogenannten Privacy Shield, auf das man sich bei Nutzung US-amerikanischer Clouds beziehen konnte. Die andere Nachricht betraf das US-amerikanische Verbot von TikTok und WeChat mit der gleichzeitigen Ankündigung, im Falle der Übernahme der USA-Aktivitäten dieser Medien durch amerikanische Konzerne von diesem Verbot abzusehen.
Dr. Behrooz Moayeri
ComConsultCryptoKit – Verschlüsselung wird einfacher und damit sicherer
Apple stellt das Thema der IT-Sicherheit schon seit Anbeginn des iPhones in den Mittelpunkt. Auch mit iOS 13 geht Apple an vielen Stellen in diesem Bereich weiter. So wurde letztes Jahr CryptoKit eingeführt. Dieses Framework möchte ich Ihnen heute näherbringen.
Apple stellt mit CryptoKit ein neues Kryptographie-Framework für Entwickler zur Verfügung. Dabei handelt es sich inhaltlich um keine neuen Themen. Bisher haben Entwickler das Sicherheits-Framework CommonCrypto genutzt – und gehasst. Das Problem mit diesen Frameworks war, dass sie sehr tiefgehende Kenntnisse und Implementierungen erforderten – anfällig für Fehler und falsche Implementierungen. Dies liegt daran, dass das Framework in der Programmiersprache C geschrieben wurde.
Mark Zimmermann
ComConsultDas Ende einer Ära: Microsoft kündigt Support-Ende für den Internet Explorer an
25 Jahre lang hat er Windows-Nutzer verfolgt, ob sie wollten oder nicht: der Microsoft Internet Explorer (IE). Obwohl anfangs ein interessanter Browser mit vielen Funktionen, hat er (leider) im Laufe der Jahre einen schlechten Ruf entwickelt. Mittlerweile dient er den meisten Nutzern nur noch dazu, einen alternativen Browser herunterzuladen oder „historisch gewachsene“ Business-Applikationen zu bedienen.
Schauen wir uns einige interessante Stadien des Internet Explorer an…
Dr. Markus Ermes
ComConsultIT Made in Europe
Fortsetzung
Was bedeutet die Entwicklung bei Privacy Shield, TikTok und WeChat?
Das Ende des Privacy Shield und das Vorgehen der USA gegen chinesisch kontrollierte soziale Medien müssen die IT-Verantwortlichen von Unternehmen und Behörden in Europa aufhorchen lassen. Das Urteil zu Privacy Shield erschwert aus Datenschutzgründen die Nutzung der Clouds amerikanischer Anbieter. Das Vorgehen Washingtons gegen TikTok und WeChat zeigt deutlich, wie ein Land die eigene digitale Souveränität durchzusetzen versucht. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Versuch der USA zumindest mit Teilerfolgen belohnt wird, ist nicht zu unterschätzen. Einerseits kann für ein international agierendes soziales Medium ein Verbot in den USA existenzgefährdend sein. Andererseits sind die Kassen US-amerikanischer Konzerne so prall gefüllt, dass eine Übernahme bedrohter, aber von vielen Menschen genutzter Medien durch Firmen aus den USA durchaus denkbar ist. Die Symbiose von Staat und Unternehmen ist beeindruckend: Ein Staat hebt das Damoklesschwert des Verbots, woraufhin „heimische“ Unternehmen ein erfolgreiches soziales Medium zu einem Schnäppchenpreis übernehmen können.
So sieht die neue digitale Welt aus: Es gilt das Recht des Stärkeren. Die digitale Welt wird somit der analogen immer ähnlicher.
Das Problem: Die digitale Welt kannte bisher keine nationalen Grenzen. Wir nutzen als private Verbraucher und ganze Organisationen digitale Angebote wie selbstverständlich ohne Rücksicht darauf, von welchem Land sie kommen. Jetzt wird deutlich, dass diese Sorglosigkeit enden wird. Einerseits versteht Washington die eigenen Interessen so, dass kein anderes Land digital souverän sein soll. Andererseits wird die digitale Souveränität in Europa hochrichterlich verfügt.
Immer wieder ein Thema: digitale Souveränität
Der neuen von Handelskrieg geprägten digitalen Welt kann man unterschiedlich begegnen. Entweder setzt man seine Hoffnung auf die Politik und unternimmt weiter nichts, in der Erwartung, dass es der EU und den USA schon gelingen wird, den alten Zustand vor den jüngsten Entwicklungen wiederherzustellen. Es wird sich schon alles einrenken, so die optimistische Haltung. Dann braucht man selbst nichts zu tun. Man nutzt weiter IT-Angebote US-amerikanischer Hersteller und Cloud-Betreiber (die ja zunehmend Hersteller UND Cloud-Provider in einem sind). Thema erledigt.
Diese Haltung ist jedoch nach den Urteilen zu Safe Harbor und Privacy Shield nicht rechtskonform. Die Tatsache, dass man sich in guter Gesellschaft wähnt, ist kein Persilschein für rechtswidriges Handeln. Ich habe mich vor Jahrzehnten als damals noch junger Fahrer auf der Autobahn in einer Kolonne schneller bewegt als erlaubt. Der Polizist, der mich anhielt und kostenpflichtig verwarnte, ließ sich von meinem Verweis auf die anderen in der Kolonne nicht beeindrucken. Nach dem Motto: „Wir verwarnen eben die, die wir erwischen, auch wenn es nur einer ist.“ Ähnlich wird es wahrscheinlich der Ausrede ergehen, man sei nicht der einzige Delinquent in Sachen Datenschutz.
Die weniger Sorglosen unter den IT-Verantwortlichen machen sich schon mehr Gedanken zu ihren rechtlichen Verpflichtungen. Wenn man das tut, kommt man um die Berücksichtigung des Kriteriums der digitalen Souveränität bei der Auswahl von Lösungsanbietern nicht herum. Und hierbei bedeutet digitale Souveränität, dass Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland und der EU zumindest einen Bonus im Auswahlprozess für Lösungsanbieter erhalten.
Wer sucht, der findet
In meinen früheren Beiträgen im Insider habe ich darauf hingewiesen, dass in Europa ansässige Systemintegratoren durchaus in der Lage sind, auf Open Source basierende Lösungen kommerziell anzureichern und um einen professionellen Service zu ergänzen. In diesem Beitrag möchte ich ohne Anspruch auf Vollständigkeit auf einige deutsche Hersteller und Anbieter hinweisen, deren kommerzielle Produkte und Lösungen ich in letzter Zeit wahrgenommen bzw. näher kennengelernt habe. Die Auswahl ist rein zufällig und basiert auf meinen jüngsten Projekterfahrungen. Ich bitte deutsche oder europäische Firmen, die im Folgenden nicht erwähnt werden, um Verständnis und zugleich darum, mich zu kontaktieren, wenn sie mir Näheres über ihre Lösungen mitteilen möchten.
Mit der Erwähnung von Anbietern und ihren Lösungen möchte ich ausschließlich einen Denkanstoß geben und signalisieren, dass man meistens nur findet, wenn man sucht.
Einige Lösungen in ganz verschiedenen Bereichen
Und nun zu einigen der viel zahlreicheren Lösungen deutscher und europäischer Anbieter in ganz verschiedenen Bereichen der IT:
- Wenn Sie sich schon mal mit Dense Wavelength Division Multiplexing (DWDM) zum Beispiel für die Kopplung von Rechenzentren befasst haben, werden Ihnen die Namen Adva und PanDacom Direct sehr wahrscheinlich vertraut sein. Deutsche Hersteller gehören im Bereich Optical Networking zur Weltspitze. Nicht nur pure Leistung, sondern Verschlüsselung nach aktuellem Stand der Technik gehören zu den Stärken der Produkte dieser Hersteller.
- Im Bereich Protokollanalyse mit leistungsfähigen Appliances und funktionsreicher Software kann ich das Leipziger Unternehmen Allegro Packets erwähnen. Dieser Hersteller bietet für die Datenaufzeichnung Hardware unterschiedlicher Leistungsklassen an. Eine Besonderheit der Lösung von Allegro Packets ist die Verteilung der Funktion der zentralen Steuerung.
- Das traditionsreiche Unternehmen Rohde & Schwarz aus München bietet nicht nur Messgeräte für verschiedene Anwendungsgebiete an, sondern auch Lösungen für IT-Sicherheit wie zum Beispiel Verschlüsselung. Auch der Hersteller Lancom gehört der Unternehmensgruppe Rohde & Schwarz an. Das Lancom-Portfolio weist nicht die Anzahl und Vielfalt der Switch-Modelle von großen amerikanischen und chinesischen Herstellern auf. Trotzdem kann es sein, dass man bei diesem Hersteller genau die Produkte findet, die man braucht.
- Bei IT-Sicherheit ist der deutsche Anbieter genua schon sehr lange im Markt präsent. Firewalls, VPN-Lösungen und Endgeräte mit verschiedenen strikt voneinander getrennten Sicherheitsbereichen auf Basis derselben Hardware sind einige Produkte, die von genua erhältlich sind.
- Phoenix Contact ist ein Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen mit einem sehr breiten Portfolio im Bereich Industrienetze, zu dem auch zum Beispiel die kanadische Tochter Perle gehört. Perle ist ein Hersteller von Konsolenservern, die besonders für Out-of-Band-Management genutzt werden. Über einen IP-Weg (WAN, VPN, Mobilfunk) nimmt man dazu eine Verbindung mit dem Konsolenserver auf. Von diesem aus kann man zum Beispiel über RS-232 oder USB auf die Konsolenports von Komponenten zugreifen.
- Der deutsche Hersteller Microsens bietet nicht nur Kanaleinbauswitches, sondern auch andere Netzkomponenten an, von Switches für den Bereich Industrial Ethernet mit Hutschienen-Technik bis hin zu Komponenten für den Einbau in einem 19-Zoll-Schrank.
- Wenn man den Blick über Deutschlands Grenzen hinaus auf die EU richtet, kann man den französischen Hersteller Nexans mit Produkten u.a. für Ethernet und Optical Networking kaum übersehen. Und natürlich gehören Ericsson aus Schweden und Nokia aus Finnland zur Weltspitze der Hersteller von Mobilfunkinfrastruktur.
- Selbst bei Clouds aus Europa bzw. Deutschland wird man fündig. Zum Beispiel hat der zur deutschen Unternehmensgruppe United Internet gehörende Anbieter IONOS sowohl die Public- als auch die Private-Variante der Cloud im Programm. Die wesentlichen Bausteine von IaaS findet man bei IONOS wieder: von virtuellen Maschinen über Speicher zu Managed Kubernetes. Die private Cloud-Variante basiert auf Lösungen von VMware für die Virtualisierung von Servern, Speicher und Netz (vSphere, vSAN und NSX-T). VMware ist zwar ein amerikanischer Hersteller, aber die Rechenzentren von IONOS sind in Europa.
Wie bereits erwähnt: Die obige Liste ist unvollständig und anhand persönlicher Begegnungen und Erfahrungen in Projekten zusammengestellt. Sie bedeutet keine Präferenz für bestimmte Hersteller und ist nur als Hinweis gemeint, dass die IT-Industrie in Deutschland und der EU trotz der vielen Unkenrufe nicht auf verlorenem Posten steht. Damit mit Lösungen dieser und anderer Anbieter aus dem deutschen und europäischen Rechtsraum ein möglichst vollständiges Ökosystem an Lösungen entsteht, verdienen diese Anbieter mehr Aufmerksamkeit.
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