Multi-Protocol Label Switching (MPLS) ist zwar das am häufigsten genutzte, aber nicht das einzige Verfahren für das private Wide Area Network (WAN). Ein vom Internet strikt getrenntes, also privates WAN kann statt auf MPLS auf Ethernet basieren. Was sind die Vorteile der beiden Verfahren?
Punkt-zu-Punkt-Verbindungen
Die ersten Ethernet-WAN-Angebote der Provider waren vom Typ Punkt-zu-Punkt. Zum Beispiel hat die Deutsche Telekom Festverbindungen auf Ethernet-Basis in das eigene Portfolio aufgenommen und unter der Bezeichnung Ethernet-Connect vermarktet. Zunächst wurde für Ethernet-Verbindungen, etwa mit der Übertragungsrate 10 Mbit/s, die für digitale Telefonie aufgebaute Synchrone Digitale Hierarchie (SDH) genutzt. Dann kamen schnellere Dienste zum Beispiel mit 1 Gbit/s auf der Basis des neuen Optical Transport Network (OTN) hinzu. Während man zwischen verschiedenen Bitraten auswählen konnte, bestand die Gemeinsamkeit der ersten Ethernet-WAN-Angebote darin, dass der Kunde immer nur zwei Standorte miteinander verbinden konnte. Damit kann man zum Beispiel ein sternförmiges Netz, bestehend aus mehreren Punkt-zu-Punkt-Verbindungen, jeweils mit der Zentrale als einem und einer anderen Lokation als dem anderen Endpunkt implementieren. Für Routing braucht man zusätzliche Komponenten, denn Ethernet ist bekanntlich ein Layer-2-Verfahren.
Mehrpunkt-Ethernet
Zum Punkt-zu-Punkt-Ethernet ist Mehrpunkt-Ethernet als WAN-Technologie hinzugekommen. Dafür gibt es den Standard Ethernet Virtual Private Network (EVPN). Nutzt man EVPN im WAN, stellt sich Letzteres als einen großen Switch dar, der die Standorte miteinander verbindet. In der Regel nutzt ein EVPN-WAN im Kern ein MPLS-Netz. Somit hat man die Wahl, ob man einen Layer-2- oder einen Layer-3-Dienst nutzen möchte. Im ersten Fall muss der Kunde für Routing sorgen. Im letzteren Fall ist die Kommunikation von einem zum anderen Standort über das WAN immer mit Routing verbunden.
Was ist besser: Ethernet oder MPLS?
Zur Beantwortung der Frage, ob Ethernet oder MPLS als WAN-Technologie zu nutzen ist, muss man somit zwischen Punkt-zu-Punkt(P2P)- und Mehrpunkt-Ethernet unterscheiden. P2P-Ethernet kann direkt auf optische Netze aufsetzen. Das bietet den Vorteil, dass mit dem Router ein möglicher Flaschenhals bzw. eine potenzielle Ausfallursache entfällt. Der Dienst ist in der Regel auch preiswerter, weil der Provider dafür keinen Router stellen muss. Allerdings muss man selbst für Routing zwischen den Standorten sorgen, wenn das erforderlich ist. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass die Kommunikation zwischen verschiedenen Standorten immer über die Zentrale stattfindet. Das kann höhere Latenzen bedeuten, und außerdem einen großen Aufwand bei der Verlagerung der Zentrale bzw. deren Absicherung durch einen zweiten Sternmittelpunkt.
Die Gegenüberstellung von Mehrpunkt-Ethernet und MPLS ist eine zwischen Layer-2- und Layer-3-WAN. Möchte man beim Routing-Betrieb die Schnittstelle zum Provider vermeiden und Routing in Eigenregie nutzen, empfiehlt sich EVPN. Legt man Wert auf einen möglichst vollständig ausgelagerten WAN-Dienst ohne Notwendigkeit eigener Routing-Instanzen, dann ist MPLS die Technologie der Wahl.