Wie sicher ist Satellitenkommunikation?

29.08.2023 / Dr. Behrooz Moayeri

Im Februar 2023 habe ich in einem Beitrag Non-Terrestrial Networks (NTN) und als Beispiele dafür verschiedene Satellitentypen wie Low Earth Orbiter (LEO) und Geostationary Earth Orbiter (GEO) erwähnt.

Ein Artikel im IEEE Spectrum vom August 2023 befasst sich mit Störsignalen, die die Funktion von Kommunikationssatelliten beeinträchtigen können.

Eine kleine Vorwarnung: In Kriegszeiten ist es schwer, wahrheitsgetreue Berichte von Propaganda zu unterscheiden. Wenn also behauptet wird, LEO-Satelliten wie die von Starlink werden von Russland mit Jam-Störsignalen angegriffen, weiß ich ehrlich gesagt nicht, ob es solche Angriffe gegeben hat, wie erfolgreich sie waren und welches Ausmaß die Angriffe hatten. Hinzu kommt, dass Firmen von Elon Musk gerne in Presseberichten erwähnt werden, weil ihr Inhaber offenbar meint, „any publicity is good publicity“. Da wird eine beim Start explodierte Rakete von SpaceX als erfolgreicher Test verkauft und dergleichen mehr. Meine persönliche Erfahrung mit Starlink ist die, dass ich versucht habe, die Firma im Auftrag von einigen ComConsult-Kunden zu erreichen und dabei keinen Erfolg hatte. Mir ist nicht klar, ob Starlink Geschäftskunden als lästig einstuft und eher auf viele Consumer-Anmeldungen per Web setzt.

Nach dieser Vorwarnung die von Spectrum zitierte Meldung von Elon Musk, seine Satelliten würden mit Jam-Signalen gestört, und das seit seinem Angebot an die Ukraine, die Starlink-Satelliten zu nutzen. Musk hat in der Meldung über die angeblichen Angriffe von Software-gestützten Abwehrmaßnahmen gesprochen.

Spectrum zitiert auch Brian Weeden, einen Verantwortlichen bei der Secure World Foundation, einer Nichtregierungsorganisation mit dem Forschungsschwerpunkt „Space Governance“, mit den Worten, dass über die angeblichen Angriffe wenig bekannt sei. Von offizieller US-Stelle gibt es nur einen indirekten Hinweis, gefunden in den geleakten Dokumenten, die der mittlerweile verhaftete Jack Teixeira zugänglich gemacht hat. Demnach geht das US-Verteidigungsministerium davon aus, dass Russland versuche, Starlink zu stören.

Die von Musk erwähnten ominösen „Software-Maßnahmen“ können wenig ausrichten, wenn die Jam-Signale stark und breitbandig genug sind, um die Elektronik eines Satelliten zu „sättigen“. Der Artikel in Spectrum weist sowohl auf die Sicherheitsschwächen als auch auf die Vorteile von LEO-Satelliten im Vergleich zu geostationären Satelliten hin. Eine Schwäche von LEO-Satelliten sei deren begrenzte Hardware-Leistung, was die Implementierung von intelligenten Abwehrmaßnahmen wie Jam-Filtern erschwere. Der Vorteil von LEO-Satelliten ist deren schiere Anzahl: Ein Angreifer hat es leichter, Störsignale an wenige geostationäre Satelliten zu senden als an hunderte LEO-Satelliten.

Ob die Starlink-Satelliten mit Software-Defined Radio (SDR) ausgestattet sind, die zusammen mit Out-of-Band-Management die Umprogrammierung als Reaktion auf Angriffe erlauben, ist unbekannt. Es bleibt festzuhalten, dass in einer zunehmend unsicheren Welt Sicherheit Geld und Aufwand kostet. Es kann durchaus sein, dass sich die nächste Generation von Kommunikationssatelliten von den bisherigen technisch unterscheidet, sowohl was Hardware als auch was Software betrifft. Satellitenkommunikation wird dadurch sicher nicht billiger.

Mobilfunk von 1G bis 5G
14.01.-15.01.2025 in Bonn | online

Grundlagen der Funktechnik
28.01.2025 online

Der Netzwerk Insider gehört mit seinen Produkt- und Markt-Bewertungen rund um IT-Infrastrukturen zu den führenden deutschen Technologie-Magazinen. Der Bezug des Netzwerk Insiders ist kostenlos.