Ballungsgebiete sind in allen Ländern besser vernetzt als ländliche Regionen. Das ist neben der großen Diskrepanz zwischen reichen und armen Ländern eine der Erscheinungsformen der sogenannten digitalen Kluft (Digital Divide). Ich bin in einem anderen Blog auf Digital Divide eingegangen.
Höhere Bitraten für kleinere Zellen
Egal ob WiFi oder Mobilfunk: Der Trend geht in Richtung höherer Bitraten. Diese gehen allerdings in der Regel auf Kosten der Größe der Funkzellen. Daher werden für 5G mehr Basisstationen benötigt als für die früheren Generationen von Mobilfunk.
Bis zu einem bestimmten Maß werden die User für die Mehrkosten aufkommen, die mit der Realisierung von weiteren Funkzellen verbunden sind. Schließlich bekommt man mit modernerem Mobilfunk mehr Leistung. Doch angesichts der anderweitig ebenfalls steigenden Lebenshaltungskosten sind die Möglichkeiten der Provider zur Refinanzierung der höheren Investitionen in 5G auf dem Weg zu Preiserhöhungen begrenzt.
Rosinen picken?
So ist zu befürchten, dass sich die Provider wie in den letzten zwei Jahrzehnten die Rosinen herauspicken werden, d.h. lieber dort investieren, wo potenziell mehr Kunden die Providerdienste nutzen werden. Das ist in den Ballungsgebieten der Fall.
Wenn durch 5G die Zellen noch kleiner werden, kann die Diskrepanz zwischen der wirtschaftlichen Attraktivität der Provider-Investitionen in Ballungsgebieten und der geringeren Attraktivität der ländlichen Regionen noch größer werden.
Wie wir in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten erfahren haben, hat die staatliche Regulierung leider nicht verhindern können, dass die digitale Kluft zwischen Stadt und Land entsteht und weiterhin zunimmt.
Wird 6G die echte Flächendeckung bringen?
In Fachkreisen wird schon viel über 6G gesprochen und geschrieben. Es darf darüber spekuliert werden, ob 6G eine echte Flächendeckung bringen wird. Technische Möglichkeiten dazu reichen von Non-Terrestrial Networks (NTN) (zum Beispiel Satelliten-Netze oder Nutzung von Stationen in der Stratosphäre) bis hin zur Nutzung von Drohnen oder Kunden-Lokationen bzw. Kunden-Equipment (wie Landmaschinen) für die Versorgung eines ländlichen Gebietes.
Wenn neue Mobilfunkgenerationen und modernere Netze die digitale Kluft nicht reduzieren, wird sich das Weiterbestehen bzw. die Verschlimmerung der digitalen Kluft wie ein Teufelskreis auswirken: Schlechte Anbindung von ländlichen Regionen wird ein Grund mehr für Landflucht sein, was die Provider von weiteren Investitionen auf dem Land abhalten kann.