WLAN-Mesh im Business-Umfeld?

28.01.20 / Florian Hojnacki

Die neueste WLAN-Generation WiFi-6 ist da und hält nun auch im Bereich der Mesh-Infrastrukturen Einzug. Im Consumer-Markt gibt es seit Kurzem die ersten 11ax-fähigen Mesh-Knoten. Geworben wird mit vergleichsweise hohen Datenraten und den vielen technologischen Neuerungen des aktuellsten Standards IEEE 802.11ax. 

Was leisten diese neuen Geräte wirklich?  

Wird Mesh unter Einsatz von 11ax auch im Business-Umfeld ein Thema? Hersteller wie Asus, Netgear und TP-Link bieten erste WiFi-6 Mesh-Router im hohen Preissegment an. Eine Recherche bei der WiFi-Alliance zeigt, dass aktuell lediglich ein Mesh-fähiger Router von Asus (RT-AX88U) die WiFi-6-Zertifizierung erhalten hat. Das Datenblatt der Deco X60 Serie von TP-Link enthält wiederum keinerlei Informationen bezüglich WiFi-6 / 802.11ax. Netgear ist zwar (noch) nicht offiziell zertifiziert, unterstützt aber die grundlegenden WiFi-6-Funktionen.  

Die Hersteller werben mit Bruttodatenraten zwischen 2400 und 6000 Mbit/s. Die kleinen Sternchen am Ende dieser Zahlen verraten, dass diese Werte beim Einsatz von 160 MHz breiten Kanälen und QAM-1024 erreicht werden können. Zur Erinnerung: Ein typischer Internet-Home-Anschluss bietet heutzutage Datenraten von ca. 100 Mbit/s an. 

QAM-1024 ist das mit 802.11ax neu eingeführte Modulationsverfahren. Tests haben ergeben, dass die Größe einer Funkzelle signifikant sinkt, wenn QAM-1024 eingesetzt wird. Was heißt das im Kontext von Mesh? 

Sollen die Mesh-Zugangspunkte dieses Verfahren nutzen, wirkt sich dies äußerst negativ auf den Abstand zum Router aus – was natürlich kontraproduktiv für die flächendeckende Versorgung mit WLAN ist. 

Im 5-GHz-Band lässt sich genau ein einziger 160-MHz-Kanal betreiben. Dies ist – auch für Privatanwender – zu wenig und wirkt sich durch Gleichkanalstörungen und Überlappung mit schmaleren Kanälen negativ auf die Gesamtperformanz des Netzes aus. 

WiFi-6 als Marketing-Werkzeug 

Bei weiterer Betrachtung der 11ax-Features fällt auf, dass Punkt-zu-Punkt-Verbindungen (z.B. vom Mesh Router zum Zugangspunkt) nur geringfügig von 11ax profitieren. Die Stärken des neuen WLANs liegen in der zeitgleichen Versorgung dutzender Endgeräte mit performanter Funkübertragung. Kerntechnologien wie OFDMA, MU-MIMO und BSS Coloring bieten parallele Übertragungen verschiedener Stationen auf zeitlicher und räumlicher Ebene, sowie die Reduktion von Gleichkanalstörungen in Umgebungen mit vielen konkurrierenden WLAN Zellen. 

Diese Technologien wirken sich natürlich positiv auf die Performanz zwischen Endgeräten und Mesh-Zugangspunkten aus. Der Backbone-Link zwischen Zugangspunkt und Router stellt jedoch nach wie vor einen Flaschenhals dar. 

Viele Hersteller von Consumer-Geräten setzen inzwischen auf sog. Triband-Systeme. Wie der Name bereits vermuten lässt, haben Router und Zugangspunkte ein drittes WLAN-Modul, das exklusiv für die Backbone-Kommunikation reserviert ist. Diese Architektur hat unter Einsatz einer durchdachten Kanalplanung deutliche Vorzüge im Vergleich zum parallel genutzten Mesh- und Client-Link. 

Wie sieht es aber im Business-Umfeld aus?  

Unsere Erfahrungen und Tests mit aktueller WLAN-Hardware zeigen, dass viele Access Points zwar Mesh-Kommunikation unterstützen, diese aber unverändert für außergewöhnliche Situationen eingesetzt wird. So beschränkt sich ein typischer Einsatzzweck von Mesh auf die WLAN-Versorgung von Parkplätzen, wo Strom (z.B. an Laternen) vorhanden ist und nur minimale Anforderungen an WLAN-Signalqualität gestellt werden. 

Typische Business-Umgebungen, wie Büro-, Produktions- und Logistikflächen oder öffentliche Bereiche, haben zu hohe Anforderungen an Bruttodatenrate, Nutzerdichte und Latenzen, um auf die klassische kabelgebundene Anbindung von Access Points zu verzichten. 

Nichtsdestotrotz können Mesh-Knoten im Heimgebrauch für eine geringe Anzahl von Endnutzern eine interessante Alternative zu teurer Verkabelung sein.  

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